Review: JO NESBØ'S HEADHUNTERS - Kunstdiebstahl und Menschenjagd


Fakten:
Jo Nesbø's Headhunters (Hodejegerne)
Norwegen, Dänemark, BRD. 2011. Regie: Morten Tyldum. Buch: Ulf Ryberg, Lars Gudmestad, Jo Nesbø (Vorlage). Mit: Aksel Hennie, Synnøve Macody Lund, Nikolaj Coster-Waldau, Eivind Sander, Julie R. Ølgaard, Kyrre Haugen Sydness, Reidar Sørensen: Brede Sperre u.a. Länge: 100 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.

Story:
Für seine hübsche Ehefrau ist Roger ein Personalmanager, doch das ganz große Geld verdient er mit professionellen Kunstdiebstählen. Doch obwohl er in beiden Jobs erfolgreich ist, steht er wegen seines luxuriösen Lebensstils kurz vor der Pleite. Ändern soll dies der Diebstahl eines echten Rubens, der bei Clas Greve, einem Geschäftsmann und Ex-Elite-Soldaten, mit dem Roger sowie seine Frau zu tun haben, in der Wohnung steht. Der Diebstahl gelingt, doch als Roger in Greves Wohnung ist, muss er feststellen, dass ihn seine Frau mit Greve betrügt. Doch dies soll sich schnell als Rogers geringstes Problem herausstellen.




Meinung:
Das skandinavische Kino ist nicht erst seit der „Millennium“-Trilogie in voller Munde. Filmemacher wie Lars von Trier, Anders Thomas Jensen oder Susanne Bier haben es geschafft, dass das moderne Kino des Nordens immer populärer wird. Auch in der Literatur sind die Skandinavier aktuell so gefragt wie noch nie. Neben Jussi Adler Olsen gehört Jo Nesbø zu den prominentesten und erfolgreichsten, noch lebenden Autoren des Nordens. Sein Roman „Headhunters“ wurde 2011 von Regisseur Morten Tyldum verfilmt. Herausgekommen ist ein packender Thriller.



Milch oder Knarre. Hm? Roger muss sich entscheiden.
„Headhunters“ beginnt als mäßig eleganter Kunstraub-Thriller und stellt in seinem ersten Akt seine Akteure klar in den Mittelpunkt des Geschehens. Innovationen finden dabei nicht statt, aber Regisseur Tyldum dreht bereits in dieser Phase an der Spannungsschraube. Mit einfachen Kniffen lässt er uns Zuschauer in der Gewissheit zurück, dass wir die kommenden Ereignisse voraussehen werden. Eine Vermutung die sich nach und nach als fälschlich erweist und „Headhunters“ in Sachen dramatischer Spannung nur noch besser macht. Neben der kalkulierten Unwissenheit des Publikums, ist ein weiterer nicht zu verachtender Einfluss die Figurenkonstellation. Im Zentrum stehen zwei Männer. Geschäftsmann Roger, der Gejagte, und Ex-Soldat Greve, der Jäger. Letzterer erweist sich als eine Art menschlicher Terminator, so hart, rücksichtslos und zielorientiert wie er hier agiert. „Headhunters“ spielt dabei immer wieder mit dem scheinbar Unmöglichen und kommt dabei weitestgehend ohne Logiklöcher aus – okay, ein paar gibt es schon - und generiert innerhalb dieser Szenen stilistische Bilder voller Wucht und Gewalt, die nicht zum bloßen Selbstzweck verkommen, sondern den Thriller atmosphärisch weiterentwickeln. So entsteht aus der anfänglichen Ruhe nach und nach eine schroffe Menschenjagd voller Adrenalin und fesselnder Momente. Fesselnd ist „Headhunters“ aber auch dadurch, dass er immer wieder Haken schlägt. Diese erweisen sich zwar oftmals als ziemlich selbstgefällig und initiieren Ereignisse und Erklärungen die nicht immer wirklich passend wirken. Durch diese Art der Unförmigkeiten, die nicht selten den Charme eines B-Movies erreichen, bleibt Morten Tyldums Film aber wendungsreich bis zum Schluss.


„Headhunters“ ist vielleicht nicht die Spitze des Thriller-Genres und wird gewiss den einen oder anderen Zuschauer, der mit der Kaltschnäuzigkeit mit der hier Kunstdiebstahl, Menschenjagd und andere eher unpassend erscheinende Spannungs-Mechanismen verwoben werden, missfallen. Dennoch lohnt sich ein Blick. Denn trotz all seiner geschlagenen Haken fühlt sich „Headhunters“ wunderbar erdig und geradlinig an. Kein Spannungsfilm für die Ewigkeit, aber definitiv gut genug für einen mehr als ordentlichen Zeitvertreib.

8 von 10 Smørebrøds

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