Review: THE INNKEEPERS - HOTEL DES SCHRECKENS - Horror in CinemaScope


Fakten:
The Innkeepers – Hotel des Schreckens (The Innkeepers)
USA. 2011. Regie und Buch: Ti West. Mit: Sara Paxton, Pat Healy, Kelly McGillis, Alison Bartlett, Jake Ryan, Lena Dunham, George Riddle, Brenda Cooney, John Speredakos u.a. Länge: 101 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren (Film), bzw. ab 18 Jahren (Bonusmaterial)


Story:
Es sind die letzten Tage des alten Yankee Pedlar Inn Hotels. Noch ein Wochenende und das alte Gebäude wird geschlossen. Claire und Luke, die letzten Angestellten, wollen ihre letzten Arbeitstage etwas interessanter gestalten und forschen im Hotel nach alten Mythen und Legenden und müssen feststellen, dass die alten Spukgeschichten rund um das Yankee Pedlar Inn nicht bloß Geschichten sind.





Meinung:
„The Innkeepers“ ist eine reine Wohltat in der morastigen Belanglosigkeit des modernen Horror-Kinos, in dem nur die höchste Blutfontäne tobend gefeiert wird und die radikalste Foltermethode mit jubelndem Applaus gekrönt ist. Ti West, DIE Hoffnung des zunehmend ausufernden Horror-Genres, schafft es auch nach seinem großartigen „The House of the Devil“ dem Zuschauer eine Geschichte zu verkaufen, die sich im besten Sinne als traditionell bezeichnen lassen darf und durch ihren altmodischen Stil konsequent gegen den Strom schwimmt, dafür aber umso extremer fesselt. Die zwei Protagonisten Claire und Luke (ursympathisch: Sara Paxton und Pat Healy) sind Rezeptionisten im Hotel „The Yankee Pedlar“, dessen besten Tage gezählt sind und die Schließung kurz bevor steht. Im Hotel soll jedoch auch der Geist der verstorbenen Madeleine gegenwärtig sein und Claire und Luke, die beide eine Begeisterung für die Erforschen paranormaler Phänomene innehalten, machen sich auf die Suche nach besagtem Geist.


Purer Horror: So viele Stockwerke und kein Fahrstuhl
Dass Ti Wests Film dabei nicht nur durch formvollendetes CinemaScope glänzt, das von Eliot Rocketts brillanter Kameraarbeit unterstützt wird, ist da nur ein Teilerfolg, der den Schlüssel zum Glück aufbewahrt. Es sind die Charaktere, die das nötige Interesse wecken, die durch ihre unaufdringliche und durchaus simple erscheinen Ambivalenz in ihren Ruhephasen bestechen und den psychologischen Knackpunkt der Szenerie immer weiter aufladen. Die Faszination für das Übernatürliche und der eigentliche Grund, wieso Claire – eine persuasive Überarbeitung des Final Girls – in besagtem Hotel tätig ist, bleiben im Verborgenen. Genau wie die Anwesenheit der supranaturalistischen Madeleine zu Beginn noch keine Gefahr darstellt, sondern erst Stück für Stück an die Oberfläche getragen wird. Claires Recherchen, ihre beharrlichen Nachforschungen, führen letzten Endes nicht nur zu den profunden Ängsten des Menschen, und damit ist jeder einzelne Betrachter angesprochen, sondern werden auch zu einem persönlichen Retrieval. Die Suchende findet sich selbst, ihr reales Dasein hat an Signifikanz verloren und Ti West gelingt es dabei mit Bravour, das Geheimnisvolle in die Normalität zu verlegen.


Man kann „The Innkeepers“ die endlose Liebe zum Genre in jedem Frame ansehen, Ti Wests zweite Reinkarnation ist Huldigung und Aufarbeitung zugleich, eine schaurige Klimaxparade, die keinen sensationellen Höhepunkt im eigentlichen Sinne besitzt, sich hingegen von Minute zu Minute weiterhin steigert und dem Zuschauer dadurch eine Gänsehaut verpasst, wie er sie schon lange nicht mehr zu spüren bekommen hat. „The Innkeepers“ ist ein Film mit Herz, mit Seele, von kompetenter und genreaffiner Hand inszeniert und der beste Horrorfilm seit einer halben Ewigkeit, der jeden Output der letzten Jahre mühelos in allen Kategorien in die Schranken weist und sein Publikum dabei auch durchgehend für voll nimmt. Es ist ein meisterhaftes Werk, sowohl aus atmosphärischer als auch handwerklicher Sicht, das voller schleierhaften Andeutungen und heimlichen Interpretationsmöglichkeiten steckt. Ein Film, der noch Geheimnisse besitzt und all die positiven Eigenschaften gekonnt(!) wieder aufleben lässt, die man viel zu lange vermissen musste, vom Medium bis zum plötzlich erklingenden Piano. Großes, ganz großes Kino.


8
 von 10


von souli


Wir danken unserem ewigen Gast-Autor souli für seine Kritik. Wenn ihr mehr von souli lesen wollt, dann besucht doch unseren Blog Buddy CinemaForever.

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