REVIEW: ...UND TÄGLICH GRÜßT DAS MURMELTIER - The Same Procedure as Every Day, Phil



                                                                     

Fakten:
…und täglich grüßt das Murmeltier (Groundhog Day)
USA, 1993. Regie: Harold Ramis. Buch: Danny Rubin, Harold Ramis. Mit: Billy Murray, Andie MacDowell, Chris Elliott, Stephen Tobolowsky, Brian Doyle-Murray, Marita Geraghty, Angela Paton, Harold Ramis, Michael Shannon u.a. Länge: 101 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der selbstverliebte TV-Wetterfrosch Phil Connors reißt für seinen Sender in die Kleinstadt Punxsutawney, um über den dort sehr populären Murmeltier-Tag zu berichten. Eine lästige Pflichtaufgabe, nichts würde Phil lieber tun, als so schnell wie möglich wieder zu verschwinden. Doch das gestaltet sich überraschend unmöglich. Ein Schneesturm verhindert noch am gleichen Tag die zeitnahe Abreise und als Phil am nächsten Morgen in seinem Hotelzimmer erwacht, ist schon wieder Murmeltier-Tag! Alles läuft haargenau identisch ab, nur er scheint in dieser Zeitschleife gefangen zu sein. 

                                     
                                            
Meinung:
Es gibt diese Filme, die kennt doch eigentlich jeder. Zumindest in oder ab einer bestimmten Generation. Wer irgendwo in den 80ern oder frühen 90ern geboren wurde, hat bestimmt unweigerlich mal Jurassic Park, Indiana Jones (egal welcher Teil…also von den „Echten“), Gremlins, Ghostbusters, Kevin – Allein zu Haus oder eben …und täglich grüßt das Murmeltier gesehen. Ist kaum anders möglich. Und selbst wenn es Menschen geben sollte die aus kuriosen Gründen durch dieses Raster fallen, sie verbinden vielleicht assoziativ durch Hörensagen mit dem Murmeltier-Prinzip die sich (nur für eine bemitleidenswerte Person) immer wiederholende Zeitschleifen-Theorie. So sehr hat dieser Film seine Zeit geprägt, man mag es kaum glauben.


Freunde werden die wohl nicht mehr...
Denn auf dem Papier ist …und täglich grüßt das Murmeltier eigentlich auch nur eine harmlose, nette Popcorn-Komödie mit einer zugegeben sehr interessanten Prämisse, die das alte Lied vom Saulus zum Paulus, vom Arschloch zum Menschenfreund vor winterlicher Provinz-Kulisse - unvermeidliche Romanze selbstverständlich inklusive – im Stile klassischer Hollywood-Läuterungs-Märchen vorträgt. Aber nicht umsonst gelten Filme wie Frank Capra’s Ist das Leben nicht schön? als unsterbliche Klassiker, wenn sie denn ihr Publikum entscheidend erreichen. Gleiches gelingt auch Harold Ramis mit seinem größten Erfolg als Regisseur, in dem er seinen alten Geisterjäger-Buddy Bill Murray in dessen Paraderolle als arroganten Zyniker Schritt für Schritt alle möglichen Phasen durchlaufen lässt, die einem in dieser undankbaren Lage wohl einfallen würden. Jeden Tag erwachst du wieder in der exakt selben Situation, nur du erlebst es so, alle anderen spulen das von dir bald auswendig im Schlaf beherrschte Programm ab. Erst leugnen, nicht akzeptieren. Danach sich einen Jux daraus machen, das Geschehen auf die Spitze treiben in dem Wissen, das nichts Konsequenzen hat. Dann versuchen, das Ganze durch eine langfristig angelegten Plan zu seinem Vorteil zu manipulieren, verlaufend in suizidale Fluchtversuche (was auch nichts bringt), mündend in dem einzigen, was nun noch Sinn macht: Sich endlich selbst zu reflektieren und seinen „Wissensvorsprung“ nicht nur zu missbrauchen, was eh keinen Zweck hat.


Von seiner Grundausrichtung natürlich etwas bieder und spießig veranlagt greift der Film das garstige Potenzial das in ihm schlummert nie richtig auf (obwohl der irgendwann lebensmüde Phil da kurzzeitig nah dran kommt), verkauft dafür die Wandlung seines Protagonisten sehr geduldig, nachvollziehbar und keinesfalls überhastet, was solchen Filmen oft zum kitschigen Verhängnis wird. Mit dem Vorteil eines nicht genau abgesteckten Zeitraums im Rücken ist selbst dieser radikale Charakter-Umschwung plausibel. Es lässt sich nur erahnen, wie lange genau Phil den gleichen Scheiß immer und immer wieder durchlaufen hat. Zeigt der Film zu Beginn das Geschehen logischerweise ausführlich, wird später nur noch mit Schnitten und Zeitsprüngen (kann man da von Déjà-vu’s sprechen?) gearbeitet, das Gefühl für Zeiträume- und spannen geht bewusst verloren, ist im Murmeltier-Bau auch nicht mehr relevant. Das erlaubt ihm das Hantieren mit Running-Gags und schneller Situationskomik, Figurenentwicklungen im (nicht wirklichen) Eiltempo, was ihr Handeln (da geschickt portraitiert) logisch(er) macht. …und täglich grüßt das Murmeltier bietet weitestgehend sauberes, universell funktionelles, smartes Wohlfühlkino mit dem Herz am rechten Fleck, einer reichhaltigen Grundlage und  - natürlich – dem perfekten Hauptdarsteller, der den Laden mit seinen vielleicht sonst klapprigen Wänden in alle Himmelsrichtungen souverän zusammenhält. 

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