Review: TIGER & DRAGON – Gestohlene Schwerter und die hohe Kampfkunst!



Fakten:
Tiger & Dragon (Wòhǔ Cánglóng)
CN, HK, TW, US. 2000. Regie: Ang Lee. Buch: Wang Hui Ling, James Schamus, Kuo Jung Tsai. Mit: Chow Yun-Fat, Michelle Yeoh, Zhang Ziyi, Chang Chen, Cheng Pei-pei u.a. Länge: 115 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der Schwertkämpfer Li Mu Bai beschließt sein legendäres "Grünes Schwert" dem Hohen Rat zu überlassen. Kaum ist das Schwert angekommen, wird es auch schon wieder von einem mysteriösen Mädchen geklaut. Schließlich stellt sich heraus, dass die Diebin Jen Yu heißt und Tochter des Gouverneurs ist. Beeindruckt von ihren kämpferischen Fähigkeiten, fasst Li Mu Bai den Entschluss diese zu trainieren. Sie ist jedoch die Schülerin einer alten Feindin, die vor vielen Jahren dessen Meister ermordet hat.




Meinung:
Wuxia, zu Deutsch etwa „ritterliche Kampfkunst“, erfreut sich in China seit jeher großer Beliebtheit. Nicht nur im Film, sondern vor allem in der Literatur wurde es als Genre extrem populär und ist daher tief in der chinesischen Kultur verankert. Auch der Wuxia-Film hatte seine Höhe- und Tiefpunkte, durchlief unterschiedliche Phasen und Stilrichtungen und brachte somit viele formidable Filme auf den Markt. Ein Meilenstein war dabei sicherlich Ang Lees „Tiger & Dragon“, der den Wuxia-Film 2000 erstmals auf einer internationalen Bühne etablierte. Das Epos wurde mit vier Oscars ausgezeichnet und sorgte für einen erneuten Aufschwung des Genres.


Das "Grüne Schwert" in Aktion
Wuxia-Filme folgen einigen typischen Merkmalen, die diese als Genre abgrenzen und an die sich fast ausnahmslos gehalten wird. Zunächst stehen stets chinesische Schwertkämpfe, Kriege, Schlachten und Duelle im Mittelpunkt der Handlung, im (pseudo)historischen Hintergrund wird die Handlung außerdem durch zahlreiche phantastische Elemente angereichert. Die Geschichten die dabei erzählt werden, finden sich irgendwo zwischen persönlicher Racheagenda und weitreichendem Schlachtenepos wieder, oftmals steht auch die unsterbliche Liebe zu einer Frau im Mittelpunkt. Auch „Tiger & Dragon“ greift die Traditionen des Genres konsequent auf und verbindet diese mit Lees gekonnter Regie. Vor allem die zahlreichen Kampsequenzen leben von der virtuosen Kamera, der es gelingt Dynamik mit Ruhe zu verbinden. Sie sind auch deshalb so gelungen, weil sie zusätzlich zur optisch opulenten Inszenierung auch auf einer symbolischen Ebene funktionieren. Das Drehbuch liefert ausreichend Tiefgang um den Duellen Bedeutung zu verleihen und schafft es dadurch die Zuschauer emotional zu involvieren, ihnen zu vermitteln was hinter den Kämpfen steckt. Sie bringen Wünsche zum Ausdruck, verkörpern Stellungen und Machtverhältnisse und schaffen es final auch immer wieder als Katalysator für die restliche Handlung zu dienen.


Vorsicht, scharf!
In stellenweise atemberaubenden Bildern erzählt Ang Lee in erster Linie eine Geschichte über das Erwachsenwerden, über eine junge Frau, die verzweifelt nach ihrer eigenen Identität sucht. Im goldenen Käfig gefangen, versucht sie seit jeher auszubrechen, sei es durch das verbotene Erlernen einer Kampfkunst oder durch das abenteuerliche Liebesleben in der Wüste. Allen Anstrengungen zum Trotz hilft letztlich nur die Flucht, eine folgenschwere Entscheidung, ein Fehler für den sie final auch selbst die Verantwortung trägt. Ein letzter Entschluss, der verdeutlicht, dass sie aus ihren Taten gelernt und dadurch doch noch zu sich selbst gefunden hat. Mit einer märchenhaften Atmosphäre und in arg romantisierter Form bettet Lee die Geschichte in einen phantastischen Hintergrund und stolpert dabei gelegentlich über die eigenen Füße. Es mangelt, wenn auch nur gelegentlich, an einer klaren Linie, zu oft werden Handlungsstränge angeschnitten und dann nicht zufriedenstellend zu Ende erzählt. Dennoch gelingt es „Tiger & Dragon“ stets das große Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, und zugegebenermaßen verläuft man sich doch gerne auf einem Umweg, wenn dieser so schön anzusehen ist.


Ang Lees „Tiger & Dragon“ ist damit wohl vor allem durch seinen Stellenwert innerhalb des Genres ein würdiger Klassiker. Mit seinem internationalen Siegeszug hat sich der Wuxia-Film 2000 auch im westlichen Raum erstmals bei einer größeren Menge etabliert. Eine Renaissance des Genres in deren Fahrwasser Filme wie „Hero“ oder „House of Flying Daggers“ entstanden sind.


7 von 10 zerteilte Klingen

2 Kommentare:

  1. Und ich mag den dazugehörigen Soundtrack, der so wunderbar zu den gezeigten Bildern passt.

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