Review: EDEN - LOST IN MUSIC - Die Anfänge von Daft Punk




Fakten:
Eden – Lost in Music
F, 2014. Regie: Mia Hansen-Løve. Buch: Mia Hansen-Løve, Sven Hansen-Løve. Mit: Félix de Givry, Pauline Etienne, Vincent Macaigne, Greta Gerwig, Hugo Conzelmann, Zita Hanrot, Paul Spera u.a. Länge: 135 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Ab dem 21. August auf DVD erhältlich.


Story:
Paul ist ein Hobby-DJ und möchte ganz groß rauskommen. Mit seinem neuartigen Stil schafft er es auch, die Underground-Musikszene in Frankreich auf sich aufmerksam zu machen. Nur den Absprung scheint er über die Jahre nicht zu schaffen, während seine Freunde das legendäre Duo Daft Punk gründen. 




Meinung:
Sobald es um elektronische Tanzmusik geht und man sämtliche amerikanische Interpreten abgeklappert hat, sollte man eigentlich früher oder später auf Frankreich stoßen und sich über Daft Punk oder David Guetta Gedanken machen. In Frankreich, einem Land, das seine Radiostationen gesetzlich verpflichtet französischen Künstlern einen prozentualen Anteil der gesendeten Lieder zu widmen, ist elektronische Musik groß. Wahrscheinlich größer als jegliche andere Genres und vor allem größer als Pariser-Akkordeon-Musik. Mit „Eden“ nimmt sich Regisseurin Mia Hansen-Løve diesem Sujet an und erzählt eine Geschichte, die lose auf dem Leben ihres Bruders basiert, der auch mit ihr für das Drehbuch verantwortlich war. Hansen-Løve hat mit dem Drama „Der Vater meiner Kinder“ zuvor schon in der Sektion „Un certain Regard“ in Cannes auf sich aufmerksam machen können.


Lange vorm "Tron Legacy"-Soundtrack
Der Film folgt Paul, einem aufstrebenden DJ durch die Getümmel der Clubs, durch sein Nachtleben im Strobo-Gewitter in den neonbeleuchteten Musiktempeln des Landes. Eine Welt, in der das Vereinen der Sinne sehen (die Lichter), hören (die Klänge), fühlen (die Bässe) zu einer vierten Dimension verschmelzen, die den Menschen regelrecht in ein High versetzen können. Paul liebt diese Musik-Szene, seine Mutter hasst sie. Sie liegt ihm ständig in den Ohren, er habe ein Drogenproblem, er müsse mehr für sein Leben machen und sich auf sein Studium konzentrieren. Paul lässt das alles kalt, er möchte Musik machen. Und das gelingt ihm auch, sein Stil wird zumindest von seinen Freunden gefeiert. Der ganz große Wurf gelingt ihm jedoch nicht, der ist seinem Umfeld vorbehalten. Zwei seiner Freunde gründen nämlich die Band Daft Punk, die heutzutage als das 1x1 der französischen House-Musik gelten. Wenn dies geschieht, scheint der Film Parallelen zu Ethan und Joel Coens grandiosem Film „Inside Llewyn Davis“ zu ziehen. Llewyn ist ein Folk-Musiker der erfolglos herumreist und versucht, seine Musik an den Mann zu bringen. Am Ende wird er fast Zeuge, wie Bob Dylan den berühmten Auftritt hat, mit dem er das Genre populär machte. Aber während die Coens in ihrem Film stets subtil bleiben und sich auf ihrem Weg von niemandem ablenken lassen, scheint Hanson-Løve sich nicht wirklich zu trauen. Zu oft verfällt sie erneut in Klischees, Muster und Hollywood’sche Mechanismen, die schlicht und ergreifend störend sind, in einem Film, der eine lebensnahe Geschichte erzählen möchte.


Dass der Film Leute begeistern kann, die dieses Genre lieben, steht außer Frage. Die französische Regisseurin beweist mit der Song-Auswahl und vor allem dem Einbinden der Lieder durchaus, dass sie das Genre und die umgebende Kultur versteht, mag und fühlt. Enttäuschend ist jedoch leider der filmische Rest, denn das (zu lange) Werk dümpelt für mindestens eine Stunde schrecklich langsam herum und schafft es weder, aufregend zu bleiben, noch dem Publikum den Protagonisten nahezubringen. Wenn die Bässe pumpen und die Clubs zum gebärmutterartigen Wahl-Zuhause für Paul wird, fühlt man sich als Musikliebhaber zwar irgendwie wohl, aber die dramatischen Liebes-Episoden des Films sind allesamt störend. Paul stolpert von Frau zu Frau, von Trip zu Trip und von Club zu Club und vergisst dabei vollkommen, sein Publikum mitzunehmen.


5 von 10 redundanten Szenen


von Smooli

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