Review: DER KLEINE TOD. EINE KOMÖDIE ÜBER SEX. - Ein echter Geheimtipp!




Fakten:
Der kleine Tod - Eine Komödie über Sex (The little Death)
Australien, 2014. Regie und Buch: Josh Lawson. Mit: Josh Lawson, Damon Herriman, Bojana Novakovic, Ben Lawson, Lisa McCune, Patrick Brammail, Katie Mulvany, Kate Box, T.J. Power, Tasneem Roc, Lachy Hulme, Alan Dukes, Kim Gyngell, Darren Gallagher, Erin James u.a. Länge: 96 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Ab 28. August 2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Der Wahnsinn versteckt sich oft genug in der Normalität. So sieht die Straße einer australischen Vorstadt zwar ganz normal aus, doch die Bewohner dieser plagen sich mit nicht alltäglichen, sexuellen Problemen herum: Ein Frau hat eine überaus gefährliche, erotische Phantasie - die ihr Partner in Teufels Küche bringt -, eine Nachbar beginnt derweil eine Affäre mit seiner eigenen Frau (ohne dass diese es bemerkt) und ein anderes Paar glaubt ihr Sexleben mit Rollenspielen wieder in Fahrt bringen zu können. Es geht heiß her in der Nachbarschaft.





Meinung:
Da hat Josh Lawson (den man als Schauspieler zum Beispiel aus „House of Lies“ oder „Die Qual der Wahl“ kennen könnte) mit seinem Spielfilmdebüt doch einmal so richtig stark abgeliefert: Als Drehbuchautor und Regisseur in Personalunion liefert Lawson mit „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex.“ die womöglich pointierteste Komödie dieses Kinojahres ab und veranschaulicht vor allem, dass es bei einer Komödie (wobei „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex.“ auch satirisch blendend funktioniert) nicht darauf ankommt, forciert auf Pointen hinzuarbeiten, sondern den Witz auch mal ganz gezielt an den Stellen zu suchen, an denen der Humor im Normalfall schon mal versandet darf – Zum Beispiel im Schlafzimmer mittelständischer Pärchen. Leitmotiv des Filmes, der Titel gibt es bereits an, stellt die Sexualität und ihre Komplikation im zwischenmenschlichen Beisammensein dar, was bei anderen Filmemachern sicherlich kleingeistige Plattform für (post-)pubertäre Zoten gewesen wäre, im Falle von „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex.“ aber mit einer ungemeinen Menschenkenntnis angegangen wird.


Sie will den Akt, er will das Acting

Im Gravitationszentrum der episodischen Verknüpfung stehen verschiedene Paare (darunter übrigens auch Josh Lawson höchstselbst), die ihren Alltag im australischen Suburbia fristen, aber weniger das wohlbehütete Idyll erfahren, welches die akkurat geschnittenen Rasenkanten postulieren: Jeder hier hat sein Kreuz zu tragen, was sich darauf bezieht, dass niemand – egal ob Mann oder Frau - hier seinen sexuellen Präferenzen ungezwungen Auftrieb verliehen werden kann und fortwährend in einer Art emotionalem Gefängnis verharrt werden muss. Aus Scham davor, seinen Bedürfnissen ein Ventil zu verleihen, wird hier verleugnet, verschwiegen und natürlich auch mit Selbstlügen hantiert, die sich von Tag zu Tag deutlicher im Inneren stauen, was nicht unwahrscheinlich zur von Beginn an so unnötigen Seelenimplosion gelietet. Einem Paar beispielsweise wird von der Therapeutin ans Herz gelegt, Rollenspiele zu versuchen, was vorerst wieder richtig aphrodisierenden Pepp in die Beziehung bringt, später aber nur noch deutlicher an die Oberfläche trägt, wie vehement sich die Menschen hier doch auf der Flucht vor sich selbst befinden.



Und warum das so ist, beantwortet „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex.“ durchgehend auf der Meta-Ebene: Unter den einzelnen Erzähltableaus wabert eine gesellschaftskritische Dimension, die uns noch einmal vor Augen führt, wie krampfhaft wir uns doch hinter Masken verbergen, nur um bloß nicht unter die Räder ein Stigmas zu geraten und von den Mitmenschen respektive dem eigenen Lebensgefährten mit schrägen Blicken gestraft zu werden. Bekanntermaßen ist es ja so, dass Außenstehende über die persönlichen Neigungen immer am besten urteilen können und über den Kopf hinweg entschieden, was als normal und absonderlich, als pervers und sittsam klassifiziert werden darf (ähem). Darüber aber setzt sich „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex.“ gekonnt hinweg; es zählt nicht, was in der Nachbarschaft hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird, sondern nur die auf Kommunikation gründende Offenheit zu sich und seinem Partner, welche natürlich auch vollkommen ohne Verbalisierungen vonstattengehen kann. „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex.“ jedenfalls ist sich darüber in seiner lebensklugen Feinfühligkeit vollkommen im Klaren und begeistert durch eine so bittersüße wie entlarvende Unverblümtheit.


7,5 von 10 stimulierenden Männertränen


von souli

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen