Review: HOUSEBOUND - Haunted-Hausarrest



Fakten:
Housebound
NZ, 2014. Regie & Buch: Gerard Johnstone. Mit: Morgana O’Reilly, Rima Te Wiata, Glen-Paul Waru, Ross Harper, Cameron Rhodes, Ryan Lampp, Mick Innes, Bruce Hopkins, Wallace Chapman, Millen Baird, David Van Horn u.a. Länge: 107 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Die drogensüchtige Kylie wird nach einem gescheiterten Einbruch zu einem achtmonatigen Hausarrest mit elektronischer Fußfessel im Haus ihrer Mutter verurteilt. Für sie kaum schlimmer als ein Gefängnisaufenthalt. Nicht nur, weil sie sich nicht mehr besonders nahe sind, Mama glaubt auch noch, dass es in ihrem Zuhause spukt. Dann erlebt auch Kylie ein unerklärliches Phänomen und beginnt, sich mit der Geschichte ihres Elternhauses auseinanderzusetzen. Dabei kommt sie der unglaublichen Wahrheit auf die Spur…




Meinung:
Für Freunde des humorvollen Horrorfilms ist der nach wie vor exotische Filmstaat Neuseeland so was wie Bethlehem für gläubige Christen. Dort ging 1992 der vielleicht hellste Stern am Splatterhimmel auf, als ein damals maximal in Genrekreisen durch sein Geschmack-befreites Debüt „Bad Taste“ bekannter Regisseur namens Peter Jackson mit „Braindead“ eine kultig verehrte, schwarz-humorige Perle mit dem Rasenmäher aus einer blutigen Pampe von Innereien und schleimigen Rattenaffen-Zombie-Allerlei zusammen häckselte. Viel passierte danach nicht mehr, aber Weihnachten feiert man schließlich auch nur einmal im Jahr.


Manches ist so Old-School, davor hat man schon wieder Angst.
„Housebound“ von Gerard Johnstone ist mal wieder ein Genre-Lebenszeichen der Kiwis, aber keinesfalls auch nur grob vergleichbar mit Jacksons Schweinerei. Weihnachten bleibt weiterhin einzigartig, für Christi Himmelfahrt mit Brückentag reicht es aber allemal. Um allen falschen Erwartungshaltungen endgültig einen Riegel vorzuschieben: Die Parallelen von beiden Werken liegen wirklich lediglich in ihrem Entstehungsland und ihrer humorvollen Interpretation eines beliebten Horrorfilmmotivs, selbst das auf eine ganz andere Art und Weise. Der Haunted-Hausarrest von Johnstone setzt weder auf heftigen Gore-Einsatz noch auf cartoonesken Slapstick, ist vielmehr eine Variation bekannt-erprobter Spooky-Something-Filme mit einem sehr lässigen, unverkrampften Grundton. Genau am Geist der Zeit, wo seit Erfolgen wie „Insidious“ oder „Conjuring – Die Heimsuchung“ das alte Spukhaus wieder en vogue ist. Johnstones Spielfilmdebüt ist kein reiner Jux, bedient sich der Elemente des Horrorfilms nicht nur auf parodistischer Ebene, will an einigen Stellen genauso funktionieren wie die „Vorbilder“, nimmt sich allerdings diesen verbissenen Ernst zur exakt richtigen Zeit aus den Segeln, um nicht als ausgelutschte Pflaume in deren Fahrwasser unterzugehen. Jederzeit mit einem ironischen Ton unterlegt, mit rotzig-frechen Dialogen veredelt und mit sehr sympathischen Figuren gesegnet. Es wird eine gekonnte Gratwanderung vollzogen, die zwar nicht spektakulär, dafür wirkungsvoll ihren Zweck erfüllt.


-"Schatz?" -"Ja?" -"Jetzt hätte ich auch gerne was von diesem Gras..."
Es wird nicht zu sehr ein Geschmack bedient, um im Gegenzug den anderen zu opfern. Gerade durch diese Mischung läuft „Housebound“ niemals Gefahr, sich schnell abzunutzen und zu eintönig zu geraten. Wer keinen Bock auf das ewig gleiche Gruseleinerlei hat, wird durch den humorvollen Einschlag bei der Stange gehalten, wer immer noch einen Genrefilm sehen will, nicht durch reines Veräppeln verschreckt. Lange hält der Film erstaunlich stabil die Waage zwischen seinen Elementen, ohne das eines davon besonders grandios wäre, die Abstimmung macht den Unterschied. Erst im letzten Drittel zieht der Streifen gehörig an, was vom Zeitpunkt nicht besser gewählt sein könnte. Es fand bisher keine Übersättigung statt, jede Entwicklung schien noch halbwegs denkbar, in die eine wie die andere Richtung. „Housebound“ findet auch jetzt die goldene Mitte. Das Tempo wird teilweise rasant, mit Wendungen wird nicht gegeizt, der Humor wird direkter und nun folgen sogar einige Knaller, die wunderbar getimt sind. Trotzdem wird die Spannung nicht eingebüßt, die Richtung ist jetzt allerdings eindeutig. Das ist nun kein Horrorfilm mehr, was er vorher noch offen hielt, es ist eine reine Gaudi. Dabei nicht zu albern, kein holpriger Umbruch wird vollzogen, nur eine konsequente Steigerung des vorher Gezeigten.


Aufgabe erfüllt, ohne große Einschränkungen. „Housebound“ ist kein Überhit, er ist ein Charmebolzen. Liebevoll gemacht, Genre-affin und respektvoll-respektlos genug, um sein Publikum mühelos zu finden und entsprechend zu bedienen. Eine wirklich schöne, flotte Abwechslung unter der ganzen Stangenware, der es an eigener Identität fehlt.

7 von 10 Zahnprothesen

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