Review: BODY PARTS - Das Böse sitzt im Fleisch




Fakten:
Body Parts
USA, 1991. Regie: Eric Red. Buch: Eric Red, Norman Snider, Pierre Boileau & Thomas Narcejac (Vorlage). Mit: Jeff Fahey, Lindsay Duncan, Kim Delaney, Zakes Mokae, Brad Dourif, John Walsh, Paul-Ben Victor, Peter Murnik u.a. Länge: 85 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD (Import) erhältlich.


Story:
Der Psychologe Dr. Bill Chrushank verliert bei einem schweren Autounfall einen Arm. Die Chirurgin Dr. Webb wendet bei ihm eine revolutionäre Methode an und transplantiert ihm den Arm eines gerade Verstorbenen. Das neue Körperteil funktioniert schon nach kurzer Zeit einwandfrei, sogar besser als der alte Arm. Die Freude von Bill ist jedoch nur von kurzer Dauer. Bald schon plagen ihn Visionen von grausamen Morden. Er findet heraus, dass seine „Spender“ ein brutaler Serienkiller war und nicht nur er Körperteile von ihm erhalten hat. Bill ist überzeugt, dass die Persönlichkeit des Killers versucht, von ihnen Besitz zu ergreifen, was ihm natürlich zunächst keiner abnimmt. Bis die Extremitäten anfangen, ihren „eigenen Kopf“ durchzusetzen.



Meinung:
„Vielleicht klingt es komisch, aber ich habe meinen Arm daher, wo sie ihre Beine herhaben.“

90er-Jahre-Body-Horror von Eric Red, Autor der großartigen 80er-Jahre-Horror-Klassiker „Hitcher,  der Highway Killer“, „Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis“ oder dem Cop-Thriller „Blue Steel“, noch bevor sein Leben eine Wendung nehmen sollte, die glatt aus seiner Feder hätte stammen können. Kurz nach diesem Film verursachte Red einen „Verkehrsunfall“, oder fuhr besser gesagt in einem Zustand geistige Unzurechnungsfähigkeit Amok, tötete dabei zwei Menschen und versuchte noch am Tatort, sich selbst die Kehle durchzuschneiden. Seine Karriere war damit mehr oder weniger vorbei, nur selten bekam er noch Jobs, zu Letzt 2008 als Regisseur und Autor des Thrillers „100 Feet“ mit Famke Janssen. Was hätte der Mann womöglich noch für Perlen abgeliefert, aber alles reine Spekulation.


Lieber arm dran als Arm ab...upps!
Mit dem vorliegenden Film hat das freilich nichts zu tun – und um jetzt doch noch irgendwie die Kurve zu kriegen -, eben so wenig wie dessen Qualität mit der von besagten Hits. An Möglichkeiten mangelt es ihm nicht, was er auf den aller letzten Drücker dann doch noch kurz aufblitzen lässt. In den finalen Minuten erinnert „Body Parts“ unweigerlich an Stuart Gordon’s Genre-Knaller „Re-Animator“, liefert wie dieser eine Art moderne Frankenstein-Interpretation ab und garniert sie mit einigen sehenswert getrickste Gore-Effekte. Schön und gut fürs Fan-Herz, gerade da der Horrorfilm der frühen 90er nicht gerade mit zahlreichen Empfehlungen aufwarten konnte, der Weg bis zu diesem kurzen Aufzucken ist allerdings gepflastert mit einem drögen Eiertanz um die goldene Ananas. Worauf der Film mehr oder weniger hinauslaufen wird, dürfte relativ früh klar sein und kann ja durchaus Spaß machen, nur aus unerfindlichen Gründen zögert es der Streifen quälend lange und absolut unnötig hinaus. Um es mal in nackten Fakten auszudrücken: 85 Minuten (inklusive Abspann) umfasst die Laufzeit der Uncut-Fassung, mehr als 60 davon geschieht eigentlich nichts, was das Einschalten ernsthaft rechtfertigt. Nichts gegen einen behutsamen Aufbau wenn von Nöten, doch dieser Film braucht ihn nicht und verplempert dementsprechend ausschließlich Zeit und Geduld des Zuschauers. Einzig die gelegentlich eingestreuten Grimassen von Jeff Fahey und der (wenn auch eher blasse) Auftritt vom grundsätzlich unterschätzen wie unterbewerteten Brad Dourif fallen positiv auf, Unterhaltung oder gar Spannung werden sonst klitzeklein geschrieben.


Neuer Arm und trotzdem sauer, wie undankbar.
Vom technischen Aspekt ist der Film zwar nicht schlecht gemacht, ausgerechnet das Skript (wofür Red ja nachweislich Talent besaß) vermag keinerlei Highlights oder zumindest gezielte Tempovorstöße zu setzen. Kein Kribbeln, kein Reiz, keine Überraschung, es blubbert so vor sich hin und fängt erst viel zu spät an, endlich aus dem Quark zu kommen. Dann ist es eigentlich schon zu spät und es verbleibt einfach kaum noch Zeit, um das Ruder noch gänzlich rumzureißen. Nett ist die letzte Viertelstunde und beinhaltet quasi alles, was an „Body Parts“ Freude bereitet. Ein ähnliches Problem wie bei „Society“ (1989) von Brian Yuzna, der einen gut eine Stunde lang zum Abschalten aufforderte und plötzlich ein Finale auf den Tisch knallte, das mit der Zunge schnalzen ließ. Retten konnte es das Gesamtwerk nur bedingt, machte den Film insgesamt trotzdem nicht gut. Bei „Body Parts“ ist das grob vergleichbar, wobei der Schlussspurt keineswegs so wie damals aus den Puschen haut. Er zeigt nur, wie der Film insgesamt deutlich besser funktioniert hätte und was da machbar gewesen wäre. Schade drum, wegen den paar schönen Effekten und dem bloßen Ansatz lohnt sich das Ansehen nun wirklich nicht.


Eric Red hat einen kleinen Teil Filmgeschichte buchstäblich mitgeschrieben, dass kann und will ihm sicher auch keiner nehmen. „Body Parts“ zählt eindeutig nicht dazu. Der Rest ist dann eine andere Geschichte, die selbst einen Film wert wäre. Mal gucken, wann der kommt.

4,5 von 10 transplantierten Extremitäten


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