Review: BLINDE WUT - Er kam, sah nichts und siegte



Fakten:
Blinde Wut (Blind Fury)
USA, 1989. Regie: Phillip Noyce. Buch: Charles Robert Carner. Mit: Rutger Hauer, Terry O’Quinn, Brandon Call, Lisa Blount, Noble Willingham, Nick Cassavetes, Rick Overton, Randall „Tex“ Cobb, Meg Foster, Shô Kosugi u.a. Länge: 83 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Im Vietnamkrieg verlor Nick Parker sein Augenlicht, wurde aber Gott sei Dank von freundlichen Dschungelbewohnern trotz seines Handicaps zum erstklassigen Schwertkämpfer ausgebildet. Zehn Jahre später will er seinen alten Kriegskameraden Frank besuchen, dieser wurde jedoch von skrupellosen Gangster gekidnappt, die sich seine Fähigkeiten als Chemiker für ihr Drogengeschäft zu Nutze machen wollen. Um ihren Anliegen Nachdruck zu verleihen, wollen sie nun noch seinen kleinen Sohn Billy entführen. Aber nicht mit Nick: Er rettet Billy und macht sich mit ihm auf nach Reno, um den bösen Buben mit seiner scharfen Klinge einen ordentlichen Scheitel zu ziehen.

        


Meinung:
-„Ich kann nichts mehr sehen!“
-„Dann können wir ja anfangen.“

Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn und ein blinder Hahn macht auch mal mit seinem Blindenstock-Schwert Geschnetzeltes aus einem Drogen-Syndikat, soll es geben. Unter der Regie von Phillipe Noyce, später vermehrt im A-Kino unterwegs, fängt sich Rutger Hauer als Soldat Nick Parker in Vietnam einen irreparablen Knick auf den Linsen ein, hat dabei aber Glück im Unglück. Einheimische nehmen sich seiner an und trainieren ihn (warum auch immer, der Sinn davon erschließt sich beim besten Willen nicht) im Schwertkampf. Wieder in der Heimat erweist sich das als enormer Vorteil. Nicht nur, wenn einem doofe Chikos den Burrito überwürzen, sondern erst recht, wenn dem besten Kumpel sein Sohnemann von fiesen Gangstern (oder eher deren strunz-dummen Handlangern) entführt werden soll. Natürlich kann da der Nick nicht einfach so „zusehen“…also, auch wenn er es könnte.


Nun ist es passiert: Hauer im Dschungelcamp.
Alberne, mehr als freie 80er-Jahre US-Version von „Zatôichi monogatari“, in der Rutger Hauer erkennen lässt, dass seine größte Zeit schon vorbei war, als sie gerade erst richtig angefangen hatte. Am charismatischen Niederländer liegt das ganz und gar nicht, der macht wie gewohnt das Beste aus dem flotten, aber natürlich vollkommen bescheuerten Quatsch, der seinen Fähigkeiten nicht im Geringsten gerecht wird. Sei es drum, irgendwer muss ja zunächst das wohl erzogene Balg retten (Lieblingsbeschäftigungen: Blinden den Stinkefinger zeigen, mit Steinen füttern und die Brieftasche klauen) und dann den alten Kameraden (Original-„Stepfather“ Terry O’Quinn) aus der Gefangenschaft der Drogen- und Glücksspielmafia befreien. Als dessen Ehefrau hat Meg Foster leider nur einen sehr kleinen Auftritt, dabei passt die mit ihrem von Natur aus Blinden-Look doch eigentlich prima zum US-Samurai mit der Kraft der vier Restsinne. Sollte vielleicht nicht den Zuschauer irritieren, wer denn hier genau eine „Sehschwäche“ hat. Die behindert unseren Nick übrigens rein gar nicht, die verbliebene Wahrnehmung ist mindestens so scharf wie seine Klinge. Seine überwiegend fettleibigen, extrem ungewaschenen und fast schon als geistig zurückgeblieben einzustufenden Gegenspieler machen es ihm aber auch recht einfach. Wer sich bei einer Verfolgungsjagd im Maisfeld das Popcorn (!) nicht verkneifen kann braucht sich nicht wundern, dass einen das Super-Ohr am Mampfen orten kann.


Im Dunkeln ist der Blinde König.
So in etwa bringt Rutger sie alle zur Strecke. Die Blödmänner (u.a. Nick Cassavetes und der damals gerne für solche Rollen gebuchte Randall „Tex“ Cobb) schießen sich teilweise selbst über den Haufen und wären sie nicht so schwer bewaffnet, hätten die in der Form auch bei „Kevin – Allein zu Haus“ oder vergleichbaren Filmen auftreten können. Noch dämlicher wird echt schwierig. Um es halbwegs fair zu gestalten müsste Hauer eigentlich noch taub, kleinwüchsig und an den Rollstuhl gefesselt sein. Ernst nimmt sich dieser Streifen selbstverständlich nicht, wirft Klamauk und Action eher holprig und chaotisch durcheinander, die kindischen Charaktere und die zum Teil harten Gewaltszenen wollen nicht so recht zusammenpassen. Lustig wird es meistens nicht dann, wenn es darauf angelegt wird, die unfreiwilligen Lacher funktionieren deutlich besser. Beispiel? Klein-Billy zu Blind-Nicki, beim Betrachten eines Fotos: „Du warst also mit Daddy im Krieg…Hey, da konntest du ja noch sehen.“ Erstaunlich, wa? Mindestens so erstaunlich wie die Leichtfüßigkeit, mit der sich unser Held selbst in völlig unbekannten Räumen bewegt, sogar kämpft. Mit der Zeit kann man bestimmt schon die Möbel beim Rumstehen hören. Selbst der für solche Fälle immer auf Abruf bereite stehende Schwertkämpfer aus Japan (Shô Kosugi, Darsteller diverser „echter“ Genre-Filme in seiner Heimat) hat da keine Chance, Sehkraft wird ohnehin gnadenlos überbewertet. Sieht man allein schon an der Autoverfolgungsjagd…


Dank seines nicht eine Sekunde verschenkenden Tempos, seinem (zumindest damals noch) immer souveränen Hauptdarstellers und einigen, nicht unbedingt gewollten Lachern doch halbwegs unterhaltsam geraten, insgesamt trotzdem kein guter Film. Gibt aber größere Zeitverschwendungen.

5 von 10 überflüssigen Blindenhunden

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen