Special: Robin Williams - Ein kleine Retrospektive



Wer immer noch denkt, Robin Williams wäre ausschließlich auf die Rolle des chaotischen Pausenclown gebucht gewesen, der täuscht sich gewaltig. Drei Wochen ist es nun her, als die tragische Nachricht von Williams Suizid Menschen auf der ganzen Welt erschütterte. Mit diesem kleinen Special versuchen nun noch einmal auf die Wandlungsfähigkeit des Schauspielers Robin Williams einzugehen, euch vielleicht sogar simultan dazu noch den ein oder anderen Tipp ans Herz zu legen und diesem großartigen Künstler ein weiteres, mehr als verdientes Lebewohl mit auf den Weg zu geben. Viel Spaß also beim Lesen.


GOOD MORNING, VIETNAM (1987)
Eine Paraderolle für Robin Williams, für die er anno dazumal vollkommen zu Recht mit Lob förmlich überschüttet wurde. Sein Adrian Cronauer ist ein spitzfindiger, schlagfertiger und weltoffener Zeitgenosse, der mit seiner subversiven Art die Welt der verklemmten Kommissköpfe der US Army mal richtig durcheinander bringt. Cronauer begegnet dem Krieg in Vietnam mit der Absurdität, wie sie sich (nicht nur!) auf dem Grunde des Grauens ebenso reflektiert. „Good Morning, Vietnam“, dessen Wahrheitsgehalt vom echten Adrian Cronauer auf ungefähr 45 Prozent taxiert wird, ist keine steife Biographie, sondern ein astreiner Unterhaltungsfilm, der sich doch zu einer im höchsten Maße humanitären Botschaft aufbäumt und Williams eben nicht nur für komödiantische Zwecke verheizt, schon in „Good Morning, Vietnam“ zeigt der Mann, wie pointiert er das zerstreute Innenleben eines Charakters, der sich in einer nicht minder zerstreuten Umgebung wiederfindet, entschleiern und akzentuieren kann. Hin und wieder hat Barry Levinson eben auch mal Filme inszeniert, die auch inhaltlich von einer gewissen Signifikanz zehren durften.


7 von 10 bescheuerten Abkürzungen


JUMANJI (1995)
Kein Wunder, dass man seiner Zeit einen nicht unwesentlichen Teil heulender Kinder aus dem Kinosaal hat stürmen sehen, könnte „Jumanji“ einem jüngeren Publikum doch schon ziemlich zusetzen: Menschenfressende Ranken schnappen nach ungeschützten Extremitäten, grässliche Spinnen scheuchen sich gegenseitig über das Parkett und gleich zu Anfang sieht man auch noch wie ein Junge, der zuvor erst mal deftig vom Kleinstadt-Bully und seiner Clique auf die Fresse bekommen hat, schreiend in das Innere eines dubiosen Brettspieles gesogen wird. Aber in „Jumanji“ steckt nun mal auch viel Kindheit, die Neugierde, die Angst und die Faszination, die sich damals zu einem unvergesslichen Erlebnis bündelten, sind heute, verlässt man die nostalgisch-verklärte Perspektive, natürlich nicht mehr auf der gleichen Höhe anzutreffen. Ein unterhaltsames, temporeiches und nie wirklich an Spannung einbüßendes (Familien-)Abenteuer ist Joe Johnston allemal gelungen und gerade die kompetent-vorausblickende Mischung aus CGI, SFX und Animatronics macht – wenn auch nicht auf dem göttlichen Niveau eines „Jurassic Park“ - zuweilen immer noch schön was her. „It's a Stampede!“.


6,5 von 10 Affen im Kühlschrank


THE BIRDCAGE (1996)
Dank der erstklassigen Besetzung (Robin Williams, Nathan Lane, Gene Hackman, Diane Wiest, Hank Azaria) und dem gelungenen Transfer der Handlung auf den„Klassenkampf“ zwischen republikanischen US-Hardlinern und deren Sodom und Gomorra – nicht nur Liberale, sondern auch noch Homosexuelle, sogar waschechte Tunten -, ist das Remake des französischen Komödienklassikers „Ein Käfig voller Narren“ eine recht runde Veranstaltung geworden. Regieroutinier Mike Nichols nimmt Homos wie Heteros gleichberechtigt auf’s Korn, springt mit beiden „Parteien“ dabei nie zu respektlos um. Das Timing stimmt größtenteils, auch wenn der Film insgesamt etwas zu lang geraten ist. Ohne die engagierten Stars sicher auch nicht ansatzweise so viel wert. Williams ist hier mal nicht der Zappelmann vom Dienst und überlässt den lauten Part dem bekennenden Schwulen Nathan Lane, der mit sichtlicher Freude an der Sache voll in seiner Rolle der hysterischen Drag-Queen Albert aufgeht. Eigentlich der wahre Star des Films, wenn da nicht dieser herrlich brummige, erzkonservative Gene Hackman wäre, der zusammen mit Dianne Wiest dem ultra-spießigen Politikerpaar als staubig-biederer Albtraum jedes Freigeists ein ideales Gesicht verleiht. Fast anzunehmen, dass viele echte republikanische Politiker den davon ausgehenden Witz gar nicht verstehen werden. Somit wirklich gut getroffen. Keine Lachgranate und natürlich nur eine Neuauflage, allerdings mit eigener Note und einigen sehr charmanten, zum Teil sogar richtig gut gesetzten Pointen.


6 von 10 nicht jugendfreien Suppentellern


HINTER DEM HORIZONT (1998)
Jede einzelne Aufnahme kommt einem ungeheuer sensiblen Gemälde gleich, jeder Pinselstrich scheint gesäumt von pittoresker Eleganz und „Hinter dem Horizont“ saugt uns durch seine berauschend-kontrastierten Bilder tief in die imaginierte Jenseitsvorstellung. Zweifelsohne ist Vincent Ward hier ein Meisterwerk der visuellen Narration gelungen, das schnell mal die Augen aus den Höhlen kullern könnte – Zu schön, um wahr zu sein. Unter diesem Aspekt ist „Hinter dem Horizont“ pures Kino. So ausdrucksstark wie memorabel. Richtet man seinen Blick aber dann auch mal auf die eigentliche Geschichte, anstatt sich nur von den metaphorischen Illustrationen zur vollen Zufriedenheit wie ein gesättigter Stubentiger auf der Heizung berieseln zu lassen, ist Schluss mit lustig. Der Kitschfaktor, mit dem „Hinter dem Horizont“ auffährt, ist schlichtweg mit keinerlei Messinstrument zu bestimmten, durchbricht jedwede Schmalzbarrikaden im ersten Gang und manifestiert sich zu einem Rührstück, welches die Tränendrüse in einer solch unangenehmen Penetranz massiert, als hätte ein an Arthritis erkrankter Freddy Krueger Hand angelegt. Die Sülzkanonaden negieren dann irgendwann auch selbstredend den eskapistischen Traum vom 'Leben danach'. Eine klebrige Augenweide.


3,5 von 10 schmalzigen Familienzusammenführungen


ONE HOUR PHOTO (2002)
Es ist ein steriler Kosmos, in dem uns „One Hour Photo“ empfängt: Die ständigen weißen Wänden hier, die desinfizierten Flächen dort. Und mittendrin steht ein Mann, der Zeit seines Lebens ohne jeden Funken menschlicher Wärme auskommen musste: Sy, der Fotohai (nie war Robin Williams weniger Robin Williams). Ein introvertierter, kompetenter und kundenfreundlicher Mensch, der sich hinter seinem freundlichen Lächeln in der sozialen Isolation verfangen hat. Und weil in seiner Familie so verdammt viel falsch gelaufen ist – natürlich gibt es gegen Ende noch schnell die küchenpsychologische Kelle übergebraten -, nistet er sich unbemerkt durch die zur Entwicklung überbrachten Fotos in die der Yorkins ein. Sy hat sie alle gesehen, die unbeschwerten Momente des Glücks dieser Familie und eine regelrechte Obsession aufgebaut: Eine Wand seiner kahlen Wohnung ist vollständig zugeklebt mit den zweiten Abzügen der abgegebenen Filme – Ein pedantisch angelegter Altar der pathologischen Besessenheit. Wenn dann das innerfamiliäre Idyll der Yorkins einzustürzen droht, bricht auch für Sy eine Welt zusammen. Den Pfad des unaufgeregten Charakter-Dramas aber verlässt „One Hour Photo“ über die gesamte Laufzeit nicht, selbst dann nicht, wenn es sich geradezu anbietet, in generische Thriller-Sphären abzudriften und breitspurig fortzufahren. Ein zuweilen erschreckend intensiver, todtrauriger Film, der ganz allein von Williams Performancekunst lebt: „All I did was take pictures...“


6,5 von 10 Blutfontänen


TÖTET SMOOCHY (2002)
Danny DeVito auf dem Regiestuhl, das übliche Problem: Wie die meisten seiner Werke hat auch „Tötet Smoochy“ beste Voraussetzungen und ganz eindeutig auch die Intention, eine extrem bissige, pechschwarze Komödie zu sein. Eine Satire auf das Haifischbecken Kinderfernsehen, in dem vor der Kamera gelacht, getanzt und (angeblich) pädagogisch wertvolle Phrasen gedroschen werden, hinter den Kulissen geht es natürlich nur um Marketing, Productplacement und den schnellen Dollar. Prima Idee und mit Robin Williams, Edward Norton, Catherine Keener sowie DeVito himself klasse besetzt. Nur gelingt es DeVito erneut nicht, das richtige Feintuning zwischen den biestigen Einfällen und zu überdrehtem Klamauk zu finden. Wo andere richtig in der Wunde bohren, zieht er völlig unnötig die Notbremse und verpasst es, mit vollem Druck auf die Kacke zu hauen. Dabei ist das so eine gute Idee. Weil der Platzhirsch der Kinderstars, „Rainbow Randolph“ (Williams), eigentlich ein selbstverliebtes, cholerisches Arschloch ist und bei einem Bestechungsversuch auffliegt, braucht der Sender schnell Ersatz. Aus Mangel an seriösen Konkurrenten – denn in dem Business sind alle Kokser, Psychopathen oder kriminell – greift man auf den letzten Mohikaner der Kinderunterhaltung zurück: Sheldon Mopes (Norton) alias „Smoochy, das Nashorn“. Der spielt nicht nur den herzensguten Lila-Laune-Onkel, er ist tatsächlich so ein idealistisches, ökologisch korrektes Weltverbesser-Milchbrötchen. Während der naive Schmusebär von seinen Vorgesetzten fortan nur noch als Melkkuh herumgeschuppst wird, plant der völlig heruntergekommene Randolph ein Attentat auf seinen Nachfolger. Klingt in der Tat besser, als es letztendlich ist. Zu vollgepackt und wenig konsequent erscheint das Gesamtwerk, kann nicht mit treffsicheren Pointen überzeugen, verrennt sich gegen Ende total in Belanglosigkeit und wirkt viel zu verwässert, mehr gewollt als insgesamt gekonnt. Darüber hinaus wird auch ein Robin Williams zu wenig Raum gegeben. Sein Rachefeldzug hätte für den Film völlig gereicht, so ist das eigentlich nur ein Side-Plot und Williams gezwungen, durch besonders überdrehtes Spiel für Aufmerksamkeit zu sorgen. Schade, Potenzial ist reichlich vorhanden, abgerufen wird es selten bis nie.


4 von 10 Pimmel-Keksen


INSOMNIA (2002)
Bluttropfen, von der Textilie langsam aufgesogen, während man danach krampfhaft darin versucht ist, diese wieder aus dem Stoff zu reiben – Ohne Erfolg. Wie die Schuld: Einmal mit ihr in Berührung gekommen, bleibt sie auf ewig an und in einem haften. Will Dormer (zum letzten Mal wirklich fantastisch: Al Pacino) verlässt Los Angeles in Richtung Nightmute, Alaska, um dort den Mord an einem 17-jährigen Mädchen aufzuklären. Schon früh lässt Christopher Nolan anklingen, welch allegorischer Mehrwert sich in den hypnotischen Landschaftsaufnahmen verbirgt und wie eindrucksvoll Wally Pfisters famose Kameraarbeit die seelischen Zerrüttung des schlaflosen Ermittlers aus der Großstadt durch erhabene Naturpanoramen zu visualisieren weiß. Schneebedeckte Hänge, düstere Gewässer, nebelverhangene Wälder und majestätische Gletscher. Die Mitternachtssonne tut da ihr übriges und wenn Dormer ruhelos und komplett übermüdet durch die Gegend taumelt, Halluzinationen erliegt, die Augenlider hängen auf halb Acht, die Unterlippe baumelt im freien Fall, dann wird dem Psycho-Duell zwischen ihm und Walter Finch (Robin Williams) erst die richtige Würze verliehen. Natürlich ist „Insomnia“ (im Gegensatz zu seinem weit düsteren Original) ein Mainstream-Krimi, amerikanisiert und an den Ecken und Kanten etwas abschliffen. Einnehmend ist er dennoch und, so will es die Moral, am Ende darf endlich geschlafen werden. Gute Nacht.


7 von 10 geschnittenen Nägeln


THE FINAL CUT (2004)
Mehr als großartig ist sie ja, die Ausgangslage: In naher Zukunft besteht die Möglichkeit, Individuen noch vor ihrer Geburt einen organischen Mikrochip in das Gehirn implantieren zu lassen, um jede Sekunde ihres Lebens zu konservieren und auf ihrer Beerdigung dann als „Rememory“, also eine Art Best Of, aufzuführen. Robin Williams verkörpert als Alan W. Hakman einen der Menschen, die das Privileg besitzen, sich diesen Mikrochips anzunehmen und den Umständen entsprechend zusammenzuschneiden. Dieser Alan W. Hakman ist Leichenbestatter, Priester als auch Präparator und macht aus einer abgespeicherten Existenz eine symmetrisch-abgeflachte Lüge: Mörder werden zu Heiligen, Fremdgänger zu treuen Seelen. Und auf den Trauerfeiern kullern uneingeschränkt die Krokodilstränen. „The Final Cut – Dein Tod ist er der Anfang“ allerdings macht erschreckend wenig aus dieser wirklich vielversprechenden Idee, die mannigfaltige moralische wie philosophische Fragen am laufenden Bahn liefern hätte können: Was bedeuten Erinnerungen? Wie viel Wahrheit steckt in ihnen? Darf anderen Personen Zugriff darauf erteilt werden? Stattdessen werden gute Schauspielleistungen (neben dem zurückgenommenen Robin Williams auch Mira Sorvino und Jams Caviezel) einer grässlich transparenten Sterilität untergeordnet, die sich nicht nur optisch verbreitet und einzig an der Oberfläche haftet. Äußerst ernüchternd.


4 von 10 manipulierten Erinnerungen


THE BIG WHITE (2005)
Als ein Symbol der Reinheit fungiert der Schnee, der die alaskischen Weiten nahezu vollends bedeckt, in „The Big White – Immer Ärger mit Raymond“ sicher nicht, stattdessen versuchen die Menschen den alles fressenden, schlichtweg nicht zu domestizierenden weißen Massen zu entfliehen. Die Naturaufnahmen sind beeindruckend, doch hier blendet nicht nur der Schnee die Augen des Zuschauers, auch Paul Barnell (Robin Williams) möchte die Versicherung über den Tisch ziehen und erklärt seinen verschollenen Bruder kurzerhand für verstorben, um an seine Lebensversicherungspolice zu gelangen: Außerordentliche Komplikationen sind da also vorprogrammiert. Erst mal muss eine Leiche beschafft werden, der karrieristische Versicherungsmitarbeiter Ted (Giovanni Ribisi) überzeugt werden und dann tauchen nicht nur zwei Gangster auf (Tim Blake Nelson, W. Earl Brown), die ihre Leiche wieder haben wollen und Pauls Frau Margaret entführen (Holly Hunter), sondern auch Pauls Bruder Raymond (Woody Harrelson). Drunter und drüber geht es hier, so viel steht fest. Und „The Big White – Immer Ärger mit Raymond“ ist wirklich amüsant, aufrichtig (gerade in Bezug auf die Homosexualität), alle spielen sie super und wenn der Film kurz davor ist, sein makaberes Gebaren etwas zu heftig auszureizen, holt Williams ihn wieder mit einer feinen Tragik zurück auf den Boden. Ein gelungenes „Fargo“-Rip-Off.


6 von 10 überraschenden Besuchen


THE NIGHT LISTENER (2006)
Es stellt keineswegs eine Ausnahme dar, bezieht eine Romanadaption in der Rezension mehrfach Schelte, die dann in ihrer Artikulation selbst die Menschen beeinflusst, die eigentlich weder mit der Vorlage vertraut sind, noch eine klare Erwartungshalten an diese Produktion gehabt hätten. „The Night Listener – Der nächtliche Lauscher“ von Patrick Stettner ist ein solcher Film. Selten positive Worte über diesen wahrgenommen, hat man ihn nach kurzer Zeit schon wieder vollkommen aus seinem Sichtfeld verbannt. In diesem Fall ist das allerdings ein Fehler, denn Stettner setzt den gleichnamigen Roman von Armistead Maupin, der auch am Drehbuch mitarbeitete, als ungemein dichtes Charakter-Drama in Szene. Toni Collette ist toll, während Robin Williams in der Hauptrolle brilliert, der den homosexuellen Gabriel Noone in einem so pointiert Porträt entfaltet, dass man dieser subtiler Performance stehende Ovationen spendieren möchte. Sein Charakter wird sublim entschlüsselt und als ein Mensch manifestiert, der einer schweren Lebenskrise zu entfliehen versucht, sich stattdessen aber in eine noch tiefere, existenzielle Leere manövriert. Ein wunderbar ruhiger Film, stringent fokussiert auf seine gequälten Protagonisten und auf Subebene auch noch ein ansprechender Diskurs über Sensationslust.


7 von 10 ähnlichen Intentionen


DIE CHAOSCAMPER (2006)
„Die Chaoscamper“ war ein Comeback-Film. Nicht für Robin Williams, der während der Entstehung leider schon längst in die Ecke der familienfreundlichen Komödie gedrängt wurde und trotz ambitionierter Filme wie „World‘s Greatest Dad“ und „The Night Listener“ bis zu seinem Tod dort von der universellen Zuschauermeinung festgehalten wurde, sondern von von Regisseur Barry Sonnenfeld, der einst als Director of Photography u.a. für die Coen Brothers arbeitete und später mit Komödien wie „Die Addams Family“ oder „Men in Black“ große Erfolge feierte. An diese Werke reichen „Die Chaoscamper“ bei weiten nicht heran. Zu brav, zu angepasst, zu gewöhnlich tuckert Robin Williams mit seiner Filmfamilie (u.a. Josh Hutchinson und die damalige Popprinzessin JoJo) durch die Pampa der Vereinigten Staaten und sorgt (wie es der deutsche Titel bereits verspricht) für jede Menge Chaos. Das ist alles ohne technische Mäkel inszeniert, lässt aber echte komödiantische Wucht vermissen. Zwar darf Jeff Daniels („Dumm und Dümmer“) als nervender wie hilfsbereite Zufallsbekanntschaft für etwas Trouble sorgen und der arme Robin Williams muss einiges über sich ergehen lassen, aber Ende fehlen den „Chaoscampern“ dann doch die Raffinesse und Relevanz, um wirklich im Gedächtnis zu bleiben. Es ist nicht wirklich ein gescheiterter Film, aber es fehlt ihm jegliche Inspiration. Eine zutiefst schematische Komödie.


4 von 10 seltsamen Rapeinlagen


WORLDS GREATEST DAD (2009)
Was wirklich fehlt, nachdem Robin Williams sich das Leben nahm, ist nicht nur seine Komik, sondern vor allem auch sein nuanciertes Spiel, welches Williams genauso gut beherrschte, wie den hyperaktiven, plappernden Clown. „World’s Greatest Dad“ setzt voll und ganz auf diese darstellerische Qualität. Williams, der den erfolglosen Schriftsteller spielt, der den tödlichen Sexunfall seines Arschloch-Sohnes als Suizid tarnt und einen Abschiedsbrief fälscht, der nicht nur innerhalb der Schule - die er als Lehrer und sein Sohn als Schüler besuchte - für reges Aufsehen sorgt. Regisseur und Autor Bobcat Goldthwait („God bless America“) entwirft eine überaus ehrliche Geschichte, die nicht versucht harte Realitäten zu beschönigen. Ganz im Gegenteil: Eher klagt die gallige aber niemals bösartige Komödie unsere Sucht nach Harmonie an. Der tote Sohn (Daryl Sabara, „Spy Kids“, „Machete“), der von Goldthwaits Inszenierung lange und ausdauernd als egoistischer Drecksack portraitiert wird, wird nach dem Tode zum Heiligen stilisiert. Dass dazu sein eigener Vater, durch das Fälschen des Abschiedsbriefes und Tagebuches, endlich die Bestätigung erhält, auf die er als Autor so lange warten musste, ist eine weitere, couragierte Facette des Films. Wie Williams diesen Vater spielt, hin- und hergerissen zwischen Trauer und eigenem Stolz ist sensationell. Zweifelsohne lieferte Williams mit dieser Independent-Komödie eine seiner schauspielerischen Glanzleistungen ab. Leider überschwemmt Goldthwait seine satirische Tragikomödie zunehmend mit poppigen, alles überlagernden Musikmontagen, die in den schlimmsten Momenten den gesamten dramaturgischen wie auch gesellschaftlich entlarvenden Impact von „World’s Greatest Dad“ gerade zu ersticken. Dennoch bleibt „World’s Greatest Dad“ ein wirklich erinnerungswürdiger Film. Nicht nur wegen Robin Williams, sondern auch wegen der Aussage des Films, die zwar durchaus polemische Züge hat, dafür aber auch genügend Herz besitzt.


7 von 10 tragischen Abschieden


Weitere Reviews zu Robin Williams-Filmen:
Der Butler

von Jacko, Stu und souli

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