Review: THE FOUNTAIN – Der ewige Kreis des Lebens



Fakten:
The Fountain
USA. 2005. Regie: Darren Aronofsky. Buch: Ari Handel, Darren Aronofsky. Mit: Hugh Jackman, Rachel Weisz, Ellen Burstyn, Mark Margolis, Stephen McHattie, Cliff Curtis, Sean Patrick Thomas, Donna Murphy, Fernando Hérnandez, Ethan Suplee u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Um seine geliebte Isabel zu retten, sucht der spanische Konquistador Tomás 1535 nach dem Baum des Lebens. Im Jahre 2035 versucht Forscher Tommy seine Frau Izzi mit Hilfe eines Pflanzenextrakts zu retten. Eine Mission, die erst im Jahr 2500 ihr Ende finden wird.





Meinung:
Es ist schon auffällig, wie sich „The Fountain“ oftmals als Selbsttherapie seines Regisseurs und Drehbuchautors definieren lässt. Nachdem Darren Aronofsky in seinem privaten Umfeld einige Trauerfälle und Schicksalsschläge zu beklagen hatte, wollte er seine Schmerzen in einem Film verarbeiten und der Frage „Was bedeutet Tod?“ auf den Zahn fühlen. Bevor die Produktion aber 2003 in die Startlöcher fahren konnte, sprang Hauptdarsteller Brad Pitt („Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“) aufgrund von künstlerischen Differenzen ab und Darren Aronofsky musste, sollte er das Projekt immer noch realisieren wollen, mit deutlichen Budgetkürzungen rechnen. Erst 2006 konnte Darren Aronofsky seine mit starken persönlichen Emotionen verbundene Kopfgeburt in die Tat umsetzen und stellte einmal mehr unter Beweis, dass der seinen Ruf als Ästhet mehr als verdient trägt. „The Fountain“ ist eine stilistische Gratwanderung mit Bildern, die man in diesen durch markante Farbakzente ausbalancierten Kompositionen so zuvor noch nicht auf der großen Leinwand mit großen Augen bewundern konnte.


Mit Seramis bekommt man einfach die schönsten Pflanzen
Darren Aronofsky jedoch wird nicht nur für seine handwerkliche Schärfe als Visionär des (post-)modernen Kinos gefeiert, sondern auch gerne auf seinen immerzu florierenden Formalismus reduziert: Tolle Aufnahmen, doch da hinter steckt nicht der Funken mehrwertiger Substanz. Und ja, diese Vorwürfe sind bisweilen gerechtfertigt, wirkt sich sein Hang zur bleiernen Stilistik doch gerne mal äußerst nachteilig auf die eigentliche Geschichte und ihre mutmaßliche Grundierung aus. Mit „The Fountain“ ist das ein Stück weit anders, denn obwohl Aronofsky auch hier eine durch und durch einnehmende Visualität enthüllt und viel Wert in seine von Gold- und Weißtönen dominierte Bildsprache legt, steckt in „The Fountain“ doch eine Thematik, die den Zuschauer zwangsläufig zum tiefergehenden Dialog einlädt: Ist der Tod wirklich nur eine globale Krankheit, gegen die es tatsächlich ein Heilmittel geben könnte? Und wo beginnt die Unsterblichkeit? Ist sie nur ein körperliches Phänomen oder gänzlich als seelische Überwindung zu verstehen? Durch Mikroskopaufnahmen von chemischen Reaktionen jedenfalls ordnet Aronofsky diesen Fragen adäquat-markante Illustrationen zu.


Tommy am Ziel, oder doch nur wieder am Anfang?
Die Vergleiche mit „2001 – Odyssee im Weltraum“ erschließen sich gleichwohl nicht im Ansatz. Hat Stanley Kubrick in seinem epochalen Meisterwerk nämlich dem Zuschauer noch freie Hand gelassen in der Dechiffrierung seiner Themenspektren um Leben, Tod und das Menschsein, so stellt auch Darren Aronofsky philosophische Hypothesen auf, gibt sich aber alle Mühe, diese auch durchweg mit Antworten zu bestücken. Nach der Sichtung von „The Fountain“ bleiben keine offenen Fragen dahingehend, WAS Darren Aronofsky uns hier gezeigt hat, das ist nämlich eindeutig, selbst wenn er seine Handlung auf drei Zeitebenen verteilen muss. Es besteht nur die Frage, ob wir uns mit seinen Lösungsvorschlägen arrangieren können – Was ja auch schon nicht ganz bedeutungslos ist. Ob im Jahre 1535, in dem ein spanischer Conquistador (Hugh Jackman, „Prisoners“) den Baum des Lebens im mesoamerikanischen Dschungel sucht, im Jahre 2035, in dem ein Wissenschaftler mit Hilfe von Pflanzenextrakten den Gehirntumor seiner Frau besiegen möchte oder im Jahre 2050, in dem der gleiche Mann in seiner Blase durch das Raum-Zeit-Kontinuum reist und des Rätsels Lösung in der Transzendenz entdeckt.


Darren Aronofsky erklärt dem Zuschauer, dass Leben und Tod in einem zirkulären Verhältnis zueinander bestehen und der Mensch seine Unsterblichkeit nicht aus der Wissenschaft oder technologischen Fortschritten ziehen kann, sondern den Gesetzmäßigkeiten der Natur unterlegen ist. Und das hat er zu akzeptieren. In mythisch-religiöser Symbolik respektive Motivik verzahnt, schrammt Aronofsky nicht nur einmal an deftigem Ethno-Kitsch entlang, wenn er das Greifbare ins Ungreifbare und das Materielle ins Spirituelle transferiert. Doch „The Fountain“ hat seine Reize, er weiß, wie er den Zuschauer anpacken kann, wie er ihn in das Geschehen einbindet und seine individuelle Philosophie (leicht) hinterfragt. So tiefsinnig, wie manche (wahrscheinlich auch Aronofsky) es gerne hätte, ist „The Fountain“ nicht, dafür ist er zu eindeutig gestrickt. Zu berühren weiß er allerdings und visuell ist dieser Film ein Gemälde.


6 von 10 eintätowierten Eheringen


von souli

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