Review: DAS BESTE KOMMT ZUM SCHLUSS – Ein letztes gemeinsames Abenteuer



Fakten:
Das Beste kommt zum Schluss (The Bucket List)
USA. 2007. Regie: Rob Reiner. Buch: Justin Zackham.
Mit: Jack Nicholson, Morgan Freeman, Sean Hayes, Rob Morrow, Beverly Todd, Alfonso Freeman, Rowena King, Verda Brdiges, Brian Copeland, Ian Anthony Dale, Destiny Brownridge u.a. Länge: 93 Minuten. FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Ein ungleiches Paar: Der vermögende Edward Cole und der einfache Mechaniker Carter Chambers. Was sie vereint? Beide sind alt und unheilbar krank. Im Krankenhaus lernen sie sich kennen und beschließen ihre letzten Tage noch einmal richtig auszuleben.





Meinung:
Eine spezifische Handschrift hatte der New Yorker Rob Reiner nie vorzuweisen, was selbstredend nichts daran ändert – Ridley Scott („Gladiator“) kann davon ebenfalls ein Liedchen trällern -, gute bis sehr gute Arbeiten zu realisieren. Bevor sich Reiner nämlich durch Martin Scorseses Exzess-Satire „The Wolf of Wall Street“ fluchte, zeigte er sich verantwortlich für echte Klassiker wie „Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers“, „Harry und Sally“ und natürlich „Misery“. Der Mann hat durchaus etwas auf dem Kasten, auch wenn man einem Film an und für sich eben niemals wirklich ansehen würde, dass er von Rob Reiner in Szene gesetzt wurde. Seit Mitte der neunziger Jahre aber hat sich Reiner leider im ausgebrannten RomCom-Sumpf („An deiner Seite“, „Wo die Liebe hinfällt“) festgefahren und nichts mehr auf die Reihe bekommen, was die Zeiten aus irgendeinem Grund überdauern könnte. Mit „Das Beste kommt zum Schluss“ ist das im Prinzip gleich, nur ist Reiner mit der prominent besetzten Tragikomödie sympathischer Einheitsbrei gelungen.


Ein Hoch auf die Gefahr
Und hat es ein Film erst mal vollbracht, die Sympathien des Zuschauers zu schüren, dann ist doch ein Teil der Miete schon mal eingefahren, impliziert dies doch, dass man sich als Konsument der Geschichte anhängt und interessiert daran ist, wie es denn nun ausgehen wird. Dass „Das Beste kommt zum Schluss“ einem nicht in Gänze egal ist, liegt eindeutig an seinen beiden Hauptdarstellern: Jack Nicholson („Chinatown“), der einfach zu famos ist, um sich für jedes Projekt herzugeben und Morgan Freeman („Sieben“), der einfach zu freundlich ist, um irgendein Angebot auszuschlagen. Beide liefern sie in ihren Rollen keine Ausnahmeleistungen ab, dafür verlangt ihnen das Skript von Justin Zackham auch viel zu wenig ab, aber ein solider Jack Nicholson, der hier im Endeffekt nochmal seine „Besser geht’s nicht“-Nummer abzieht, ist ja bekanntlich schon wertvoller, als neunundneunzig Prozent seiner Kollegen. Da zieht auch das ruhige Gemüt eines Morgan Freeman schnell mal den Kürzeren und beschränkt zeitweise darauf, dem Großmeister die Bälle schnittig zuzuspielen und vielleicht einen verwertbaren Rückpass gekonnt anzunehmen.


Wow, schon 2007 gab es Selfies
Über „Das Beste kommt zum Schluss“ thront auffällig und beinahe schon schlagzeilenträchtig folgender Satz: „Alte Menschen sterben!“ Und ja, „Das Beste kommt zum Schluss“ dreht sich permanent um dieses diffizile Thema, sieht sich aber tunlichst vor, dieses einer, im zwischenmenschlichen wie gesellschaftlichen Kontext, feinfühligen Handhabung zu unterziehen. Rob Reiner inszeniert weitestgehend lockeres Wohlfühlkino, in dem die beiden rüstigen Rentner an ihrer Krebsdiagnose nicht verzagen wollen, sondern all die Dinge noch auf dem letzten Drücker nachholen, die sie in ihrem bis dato Leben vermissen mussten. Der gutsituierte Edward Cole (Nicholson) lässt dafür die Kröte springen und der gebildete Mechaniker Carter Chambers (Freeman) willigt der wilden Fahrt nach kurzem Geplänkel ein. Es wäre auch gelogen, würde man postulieren, „Das Beste kommt zum Schluss“ besäße keinen Funken Kurzweil, denn der Film weiß über weite Strecken gut zu unterhalten und es macht einfach Spaß, den Opas bei ihren Aktivitäten zuzusehen.


Es ändert nur nichts daran, dass „Das Beste kommt zum Schluss“ einfach durchweg austauschbares Entertainment ist, dass erst auf die Tube tritt und dann seine unterschwellig eh immer präsente Dramatik an die Oberfläche zu kehren, um das grobe Spiel auf der Manipulations-Klaviatur doch noch anzustimmen – Und das zeigt keine Wirkung. Natürlich nicht, dafür wissen wir nicht nur viel zu wenig über diese Figuren, dafür wurden sie schlichtweg viel zu seicht in diesen gut 90 Minuten aufgebaut, um irgendwie mit ihnen mitfühlen zu dürfen, wie auch die To-Do-Liste nur als schriftliche Anbiederung an den American Dream dient. Ein nettes Vergnügen, dessen Rührseligkeit am Ende noch einmal Überhand nehmen darf, was ja absehbar war, bleibt „Das Beste kommt zum Schluss“ dennoch und hält sich als einer dieser Streifen, die man gemütlich am Sonntagnachmittag schaut, tapfer auf den Beinen (oder Krücken).


5 von 10 durchgedrehten Reifen


von souli

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