Review: NUMBERS STATION – John Cusack und die Unlust seiner einstigen Passion




Fakten:
Numbers Station (The Numbers Station)
USA, Belgien, UK. 2013. Regie: Kasper Barfoed. Buch: F. Scott Frazier. Mit: John Cusack, Malin Akerman, Liam Cunningham,
Richard Brake, Lucy Griffiths, Joey Ansah, Joe Montana, Hannah Murray, Gabrielle Reidy, Bryan Dick, Max Bennett, Finbar Lynch, Brian Nickels, Gary Lawrence, Jonathan Jaynes, Victor Gardener, Randy Merchant u.a. Länge: 95 Minuten. FSK: freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Sonderling Emerson Kent arbeitet für den US-Geheimdienst, muss sich dort aber nach einem fast missglückten Einsatz neu behaupten. Deswegen soll er in einem geheimen US-Außenposten die Sicherheit der Mitarbeiterin Katherine sicherstellen. Doch dieser Einsatz erweist sich als überaus gefährliche Mission, als Unbekannte den Außenposten angreifen.





Meinung:
Wirkt der einst so beliebte John Cusack („Grosse Pointe Blank“, „2012“) heutzutage in einem Film mit, verfallen die rezipierenden Besprechungen dieser Werke einer beinahe auf unerträglichen Unverständnisses basierenden Repetition: Was ist nur aus dem einst so liebenswerten Schauspieler mit dem verschmitzten Lächeln geworden, der den Zuschauer durch sein Charisma problemlos um den Finger wickeln konnte? Steht es finanziell wirklich schon so schlecht um den Mann, dass er es sich einfach nicht mehr erlauben kann, die Drehbücher, die ihm angeboten werden auch durchzulesen und anschließend nach eigenem Ermessen selektieren zu dürfen? Es fehlt jedenfalls nicht mehr viel, bis sich unser alter Freund eine muffige Wohnung mit den ebenfalls gescheiterten Fratzen Val Kilmer und Cuba Gooding Jr. teilen darf. Nun kehrt Cusack nämlich im Direct-to-DVD Agenten-Thriller „Numbers Station“ zurück, und nachdem er sich zuvor an der Seite von „Dexter“-Star Jennifer Carpenter im desaströsen Krimibrei „The Factory“ blamabel unter Wert verkaufte, tritt er hier nun noch vehementer als personifizierte Unlust mit permanenten Schlafzimmerblick auf


"Darf ich mich vorstellen: ich bin John und war mal gut in meinem Job."
Aber kann man es ihm denn in dieser Hinsicht auch wirklich verübeln? Darf man ihm für sein offensichtliches Desinteresse gerechtfertigt an den Pranger stellen? Woher soll denn schon die nötige Motivation für die Unterstützung eines solchen Projekts wie „Numbers Station“ es ist kommen? Wie soll man sich für etwas derartig Triviales aufraffen und wenigstens einen Hauch von Spiellaune versprühen, wenn doch eh von Anfang an einfach alles verloren scheint, was in irgendeiner Verbindung mit Kasper Barfoeds fünfter Regiearbeit steht? John Cusack ist als CIA-Agent Emerson Kent natürlich eine schreckliche Fehlbesetzung, weil ihm einfach die Glaubwürdigkeit fehlt, einen Charakter zu verkörpern, der im Alleingang Reihen von Gegenspielern wegklatschen kann. Auch wenn sich so eine Szene nur am Anfang des Films wiederspiegelt, setzt diese doch schon das dissonante Fundament für den weiteren Verlauf und zwängt Cusack eine Figur auf, die bereits in ihren Ansätzen nicht funktioniert. Ähnlich ist es auch mit Cusacks Schauspielpartnerin Katherine (Malin Akerman), die zwar als Kryptographin chiffrierte Codes versendet, ansonsten aber dem Stereotyp des blonden Dummchens entspricht.


Akerman und Cusack auf der Flucht vor einem schlechten Film
Darüber hinaus wird unser wortkarger Protagonist Kent, nach seinem beruflichen Patzer, geplagt von Selbstzweifeln und darauf versessen, seinen Fehler zu bereinigen, nicht nur in die geheime Untergrundanlage des CIA versetzt, wo er auf Katherine trifft, um diese zu beschützen, seine Verlegung verfolgt gewiss auch einer rekonvaleszenten Maßnahme. Und besonders amüsant wird es dann auch, wenn Akerman und Cusack sich gegenseitigen Psychoanalysen im Halbdunkeln unterziehen. Mit solch singulärer Lächerlichkeit spart das Drehbuch von F. Scott Frazier, ist im Großen und Ganzen aber so dämlich und – ohne zu übertreiben – durchgehend absolut frei von jedem leisen Ansatz an Spannung zusammengeschustert, dass es zur reinsten Qual wird, „Numbers Station“ über die gesamte Laufzeit von gut 90 Minuten mit offenen Augen zu verfolgen. Während unser Pärchen sich menschlich immer näher kommt, versuchen irgendwelche dumpfen Sackgesichter in das Bunkersystem einzudringen und die versendeten Codes für eigene Zwecke zu verwenden. Welche Zwecke das nun sein sollen und wer diese Typen überhaupt waren, wird nicht gesagt. Interessiert auch eh keinen.


„Numbers Station“ zeigt mal wieder eindrucksvoll, wie man eine Geschichte, die schon auf dem Papier nach der nötigen Kohärenz sucht, auch in der filmischen Umsetzung komplett vermasselt. Dabei ist der Film, so platt es auch klingen mag, einfach nur stinklangweilig, weil über nichts passiert. Cusack und Ankerman hampeln hin und wieder mal durch die dunklen Gänge des Untergrundsystems oder unterhalten sich einsilbig über Marginalien, bis Cusack hier und da mal wieder ein paar Schellen und Schüsse austeilt. Barfoed verfügt über keinerlei Verständnis, seinem Setting einen klaustrophobischen Schimmer zu verleihen, noch irgendwie etwas Dampf in die Geschichte zu bringen, selbst wenn er aus total blödsinnigen Absichten entstanden wäre. Aber nein, „Numbers Station“ bedeutet Stillstand, bedeutet Langatmigkeit, bedeutet gähnende Leere und verhilft John Cusack zum nächsten Ausfall in seiner Karriere. Schade, aber bald ist er ja unter der Fuchtel von David Cronenberg in „Maps to the Stars“ zu sehen. Es besteht also noch Hoffnung.


3 von 10 leise rieselnden Schneeflocken


von souli

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