Review: DEVIL'S PASS - Karrieregrab Found Footage


                                                                  
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Fakten:
Devil’s Pass (The Dyatlov Pass Incident)
USA, GB, RUS, 2013. Regie: Renny Harlin. Buch: Vikram Weet. Mit: Gemma Atkinson, Matt Stokoe, Richard Reid, Holly Goss, Luke Albright, Ryan Hawley, Anastasiya Burdina, Jane Perry u.a. Länge: 97 Minuten. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
1959 ereignete sich im Ural ein ungeklärter Zwischenfall: Neun erfahrene Bergsteiger werden tot aufgefunden, Ursache ungewiss. Bis heute existieren unzählige Theorien über ihr Ableben, von Regierungsverschwörungen über Aliens bis hin zu einem Yeti-Angriff. Fünf amerikanische Studenten wollen dem Rätsel auf den Grund gehen und mit ihrer Kamera dokumentieren. Sie begeben sich auf die selbe Route wie einst die Bergsteiger. Was als Abenteuer beginnt entwickelt sich zum Höllentrip.


                                                                            



Meinung:
Einen so desaströsen Abstieg in ihrer Karriere wie der gebürtige Finne Renny Harlin haben wahrlich nur wenige Regisseure in Hollywood hingelegt. Mit „Stirb Langsam 2“ gelang ihm einst der große Durchbruch, mit „Cliffhanger“ etablierte er sich scheinbar im US-Actionkino, um dann – ironischer Weise – ganz langsam zu sterben. Von den kommerziellen Flops „Die Piratenbraut“ und „Tödliche Weihnachten“ konnte er sich nie recht erholen. Von nun an der Mann für etwas aufwändigere B-Movies („Deep Blue Sea“, „Mindhunters“), nach Gurken wie dem Teenie-Mystery-Schmarn „The Convenant“ oder dem WWE-Actioner „Zwölf Runden“ ist der Kerl nun beim Found Footage gelandet. Muss nicht zwingend schlecht sein, nur erscheint dieses Genre oft eher wie eine Notlösung, um eine minderwertige Geschichte und wenig Mittel auf Teufel komm raus irgendwie auf interessant zu hobeln. Genau so etwas ist „Devil’s Pass“.


Happy im Schnee. Noch...
Das Genre mit der Wackelkamera macht eigentlich nur dann Sinn, wenn dieses Stilmittel zumindest den Anschein von „Realität“ vermitteln kann oder sein Mitten-drin-statt-nur-dabei-Prinzip als echte Stimmungs- und Spannungswaffe nutzen kann. Das „Blair Witch Project“ beispielsweise war da recht geschickt. Dank einer cleveren Vermarktungsstrategie und seiner beklemmenden Atmosphäre konnte ein enorm dünner Plot mit praktisch keinem Budget erstaunlich effektiv und (kommerziell) erfolgreich umgesetzt werden. Das Renny Harlin keinerlei Erfahrung mit dieser Art von Filmen hat, ist mehr als ersichtlich. Dieser dümmliche Rohrkrepierer wirkt ungefähr so real wie das Unterschichten-Folterprogramm von RTL am Nachmittag. Anfangs gut gelaunte, auf Abenteuer getrimmte Studenten laufen mit offenen Augen in das offensichtliche Verderben, werden von entweder grimmigen, leicht hinterwäldlerischen und generell immer etwas ungemütlich wirkenden Russen eindringlich-wortgewandt vorgewarnt („Da war was nicht richtig mit ihnen. Noch falscher als mit den Anderen.“), aber das gehört nun mal dazu. Egal, wenn das nach dem üblichen, leicht dusseligen Start mal Fahrt aufnehmen sollte, könnte noch passen.


Biathlon im Ural.
Daraus wird leider nichts. Die merkwürdig-„unheimlichen“ (und zudem sehr spärlichen) Geschehnisse werden so gelangweilt und ohne jeden Versuch von Suspense und Bedrohung abgespult, selbst Hubba-Bubba zieht sich nicht so. Die unsympathischen, nervigen Figuren blubbern fast eine Stunde lang uninteressantes Gewäsch in die Kamera, warum musste das jetzt noch mal Found Footage sein? Richtig, sonst wäre das niemals in Produktion gegangen. Hätte sonst zu viel gekostet und könnte nicht auf den Zug des Sub-Genres aufspringen, mit dem sich (hier wieder der Vergleich zum großen Privatsender) mit wenig Aufwand eventuell ein guter Dollar verdienen lässt.


Nicht schön, aber selten.
Wenn „Devil’s Pass“ dann ENDLICH mal zur Sache kommt, wird es erschreckender Weise nicht besser. Ja, nun passiert wenigstens etwas, das Grüne-Augen-Nachtlicht darf auch eingeschaltet werden und, wer hätte es gedacht, unsere Explorer-Dödel machen doch tatsächlich eine Wahnsinnsentdeckung. Das ist eigentlich ganz nett-blöd, wenn man es nicht so ernsthaft versuchen würde zu verkaufen. Wieder so ein Found Footage-Problem. Wenn es nicht schockt, ist es nicht trashy-unterhaltsam, sondern nur blöd-billig. Natürlich ist es irgendwie komisch, wenn unsere Schlaumeier bei den absurdesten Ereignissen immer noch wissenschaftlich analysieren („Das macht Sinn.“ Echt jetzt?!), das ist allerdings ganz kurzer Galgenhumor. Aber immer wieder erstaunlich: Egal, wie lebensbedrohlich die Situation wird, die Handkamera fängt immer alles ein, im Sinne der Aufklärung. Lieber mit Bildmaterial für die Nachwelt sterben, als zu überleben und dann glaubt einem keiner. Das muss so ein Film natürlich machen, wir wollen (oder auch nicht) das ja schließlich sehen, nur könnte man das vielleicht etwas geschickter verkaufen. Obwohl das bei so einem Ding auch keiner Rolle mehr spielt.


Wozu ist „Devil’s Pass“ unterm Strich gut? Vielleicht um zu demonstrieren, dass in Hollywood Ruhm sehr schnell vergänglich ist. Oder um eine Petition ins Leben zu rufen, nur noch Found Footage zu machen, wenn es wirklich sinnvoll und gut gemacht ist. Das ist selten, aber es hat ja seinen Grund, dass es bis vor einigen Jahren kaum solche Filme gab. Wo kann ich unterschreiben?

1,5 von 10 Spuren im Schnee.

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