Review: DER SCHWANZ DES SKORPIONS - Ein Giallo auf Ouzo



Fakten:

Der Schwanz des Skorpions (La coda dello scorpione)
IT, ES, 1971. Regie: Sergio Martino. Buch: Ernesto Gastaldi, Eduardo Manzanos, Sauro Scavolini. Mit: George Hilton, Anita Strindberg, Alberto de Mendoza, Ida Galli, Janine Reynaud, Luigi Pistilli, Tom Felleghy, Luis Barboo u.a. Länge: 92 Minuten. FSK: Freigegeben ab 18 Jahren. Auf DVD erhältlich.


Story:
Der Tod von Kurt Baumer sorgt für ein sattes Erbe seiner untreuen Witwe Lisa. Nachdem ihr Junkie-Lover brutal ermordet wird, flüchtet sie nach Athen. Der Versicherungsdetektiv Peter Lynch folgt ihr und trifft auf andere Aasgeier, die auf die Beute aus sind. Leichen unabdingbar.



                                                                 
Fakten:
Ein blutroter Hut, passend mit einer blutroten Tasche gepaart, führt vor blutroten Bussen als Eyecatcher in Sergio Martinos Giallo "Der Schwanz des Skorpions" ein. Ähnlich stilsicher führt Martino seinen klassischen Italo-Schlitzer fort, der wunderbar sleazig daher kommt und enorm stimmungsvoll sein Whodunit-Märchen um Erbschleicher unter der prallen Sonne Griechenlands vorantreibt. Ein durch seine Kulisse leicht exotischer Giallo, vom Handwerk jedoch so eindeutig italienisch-schmuddelig, schön grob und dennoch fein inszeniert, erstaunlich Story-lastig (für das Genre), dabei so fingerfertig wie jeder der guten Vertreter.

 
Messer, Handschuh, Kerze, Licht...
Gut konstruierter, mit einer Überraschung, schwarzen Handschuhen und scharfer Klinge servierter Plot, durchgehend spannend und leicht auf den Wegen von Hitchcock. Alles unter Giallo-Bedingungen, nicht unbedingt clever oder wohl überlegt, dennoch sehr überdurchschnittlich, packend und faszinierend vorgetragen. Martino versteht sein Handwerk, orientiert sich an großen Vorbildern, geht nicht unbedingt eigene Wege, praktiziert das aber gelungen. Sein späteres Werk "Die Säge des Teufels" war viel individueller und prägnanter, eine Vorlage für den US-Slasher. Daran hangelt sich "Der Schwanz des Skorpions" auch lang, nur etwas weniger druckvoll. Trotzdem, was Martino hier macht, hat schon seinen Reiz und Effektivität. Schlüsselszenen werden hervorragend umgesetzt, die Dynamik treibend, schwungvoll und deftig zwingend.


Romantik unter blutiger Sonne.
Der letzte Kick fehlt dann dennoch, da waren Genrevorbilder letztendlich weiter, aber Martinos Skorpion macht deutlich weniger falsch als richtig, erweist sich als guter Beitrag mit ordentlicher Inszenierung, der an wichtigen Stellen genau diese Punkte sammelt, um als recht guter Film zu bestehen. Klingt komisch, wenn der Fokus auf die Handlung kritisiert wird, nur ist das in dem Fall so. Die Mördersuche ist in etwa so spannend wie in jedem Sonntagskrimi, der Film besticht eher durch die Genre-relevanten Stärken. Davon mehr, von dem anderen Kram etwas weniger, fertig wäre die Laube. Trotzdem (ja, trotz Story) ein guter Giallo, als Fan zu empfehlen und mit allen nötigen Zutaten versehen, nur eben in seinem Genre keine haushohe Hausnummer. Geht gut rein, kann man bedenkenlos ansehen, könnte nur das nötige Sahnehäubchen oben drauf vertragen.  

 
6,5 von 10 schleichenden Erben

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