Review: THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE 2 - Sequel ohne Regeln

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Fakten:
The Texas Chainsaw Massacre 2
USA, 1986. Regie: Tobe Hooper. Buch: L.M. Kit Carson. Mit: Dennis Hopper, Caroline Williams, Jim Siedow, Bill Moseley, Bill Johnson, Ken Evert, Harlan Jordan, Kirk Sisco, James N. Harrell u.a. Länge: 101 Minuten. FSK: keine Freigabe. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Über 10 Jahre sind nach dem Blutbad in Texas vergangen. Die mörderische Sippe konnte nicht aufgespürt werden, die Story der einzigen Überlebenden als Unsinn abgestempelt. Nur Lieutenant "Lefty" Enright verfolgt weiterhin diese Spur, unter den damaligen Opfern waren seine Neffen. Die Radio-DJane Vanita "Stretch" Brock bietet ihre Hilfe an. Die letzten Opfer der Kettensägen-Killer hatten gerade in ihrer Show angerufen und wurden "On Air" abgeschlachtet. Lefty bittet sie, das Tonband in der Show zu spielen, angeblich um den Behörden die Augen zu öffnen. Tatsächlich wird Stretch damit zum Köder und Leatherface und Co. beißen an.


                                                                       
Meinung:
An Fans des Vorgängers sei eine dringende Warnung ausgesprochen: Ihr könntet diesen Film hassen! Kein Witz, was sich Tobe Hooper hier erlaubt, ist schon unglaublich mutig.
Im Prinzip dreht er alles, was seinen brillanten Erstling ausmachte, konsequent und mit voller Absicht auf links und feuert vollkommen enthemmt drauflos. Aus dem berdohlich-dreckigem Terrorkino wird eine groteske Zirkusnummer, ein absurdes Trash-Spektakel mit Darstellern am Rande des Nervenzusammenbruchs, kurrioser Ideen, albernen Humor und Referenzen an den eigenen Vorgänger, die fast mehr wie eine Parodie als eine Hommage wirken. Genau das ist so verrückt und grenzwertig kalkuliert, dass mir Hoopers Gore-Kasperletheater einen gewissen Respekt abverlangt. Das musst du erstmal bringen.

 
"Lutsch meine Säge!"
Der Star des Films, der Mitte der 80er fast in der Bedeutungslosigkeit verschwundene Dennis Hopper (bis "Blue Velvet" kam), wirkt anfangs noch wie der seriöse Turm in der Schlacht des Unsinns, sobald sich das Geschehen in den Unterschlupf der degenerierten Sippe verlegt, knallen bei ihm auch alle Lampen durch. Selbst schwer mit Kettensägen bewaffnet, rennt der die gesamte zweite Filmhälfte wild schreiend durch die Gegend, zersägt alles was ihm unter die Augen kommt, ein sagenhafter Auftritt. Hauptdarstellerin Caroline Williams ist jenseits von gut und böse, ihr hysterisches Jaulen und Kreischen ist so unglaublich wie der ganze Film. Da war ich mir echt nicht sicher, sollte das so sein (bei Hopper auf jeden Fall) oder ging das nicht besser? Genre-Ikone Bill Moseley dreht auch total am Rad, aber genau das ist ja auch seine Rolle. Offensichtlich hat ihm das richtig Spaß gemacht, sieht zumindest so aus. 


Knatternde Erotik
Die Figur des Leatherface, im Original die Personifizierung des blanken Terrors, wird von Hooper ebenfalls fast demontiert. Der hampelt durch die Gegend und wackelt mit dem Hinterteil, als hätten sich Nagetiere in seiner Hose eingenistet. Da macht sich kurz Fassungslosigkeit breit. Mit seiner phallisch-überdimensionalen Kettensäge, die locker zur Großwildjagd dienen könnte, hat er eine, nennen wir es mal, "Sex-Szene" mit Lady Hysteria, allein das einzubauen ist zwischen genial und übergeschnappt. Und was die Gewaltdarstellung angeht: Teil 1 wurde ja, längst überfällig, vom Index gestrichen, da es ja niemals direkte, physische Gewalt zu sehen gab. Das wird Teil 2 niemals vergönnt sein. Auch das scheint von Hooper ganz bewusst so gewollt, hier wird rumgesaut, die Disc ist bei der FSK wohl im hohen Bogen aus dem Fenster geflogen. Man kann Hooper vielleicht vieles vorwerfen, aber sicher nicht, dass er inkonsequent bei seinem Vorhaben war, mal alles ganz anders zu machen. Da ist das eigentlich auch nur logisch, wenn dieses Wort überhaupt im Zusammenhang mit "TCM 2" genannt werden kann.


Wie kann das eingestuft werden? Das Sequel ist einerseits ein Faustschlag für knallharte Fans des Erstlings, irgendwo ziemlich frech und merkwürdig, andererseits will er aber genau das sein. Purer Trash, mit voller Absicht und ohne jeden Kompromiss, mit dem vollem Bewusstsein, das es böse nach hinten losgehen kann. Eine rasend-irrsinnige Persiflage, die knietief in Eingeweiden watet und das eigene Image ad absurdum führt, gekrönt von einer Schlußeinstellung, die das nochmal kräftig untermauert.
Was für ein Unfug!

6 von 10 Chillis nach Familienrezept

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