Review: ELITE SQUAD - Von Slums und Schreibtischen

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Fakten:
Elite Squad (Tropa de Elite 2 - O Inimigo Agora É Outro)
Brasilien. 2010. Regie: José Padilha. Buch:
Bráulio Mantovani, José Padilha. Mit: Wagner Moura, Seu Jorge, Sandro Rocha, Maria Ribeiro,  Milhem Cortaz, Alex Sander, Luciano Vidigal, André Ramiro, Gabriel Teixeira, Ronaldo Reis, Bruno D'Elia, Irandhir Santos, André Santinho, Thogun, Julio Adrião, André Mattos, Pedro Van-Held, Guilherme Belém u.a. Länge: 115 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben. Auf DVD und Blu-ray erhältlich.


Story:
Einige Jahre sind vergangen, seit dem Capitão Nascimento mit der B.O.P.E, einer Elitegruppe der Militärpolizei, in den Slums von Rio für Ruhe und Ordnung sorgte, zumindest vorläufig. Doch während die Drogendealer noch ein einfaches Ziel für Nascimento waren, so sind die Drahtzieher und Nutznießer der Slums wesentlich schwerer zu belangen. Als Nascimento selbst in politische Kreise aufsteigt, muss er erkennen, dass die wahren Kriminellen hinter Schreibtischen sitzen und nicht in Wellblechhütten hausen.




Meinung:
Die Fortsetzung von „Tropa de Elite“, der 2008 als bester Film auf der Berlinale ausgezeichnet wurde, führt die Geschichte von Capitão Nascimento weiter. Regisseur José Padilha, der auch den ersten Teil inszenierte, wechselt von der Ebene der Slums, rauf in die Chefetage. Das Sequel nimmt staatsmännische Dimensionen an und aus den Entwicklungen des actionreichen wie ambitionierten Erstlings wird eine sehenswerte Fortführung der brasilianischen Slum-Thematik.  



Nascimento ist auch außerhalb der Slums vom Feind umgeben
Das Interessante an den zwei „Tropa de Elite“-Filmen ist, dass sie wirklich gut aufeinander aufbauen. Wird zu Beginn erklärt wie die Regierung im Kampf gegen das Verbrechen in den Favelas den Polzisten beibrachte, wie sie skrupellos agieren, so zeigt „Elite Squad“ nun das Resultat: Korruption. Aus den einstigen Rettern sind nun die Unterdrücker geworden und diese Spirale der Macht endet diesmal nicht bei den Drogenbossen der Slums, sondern beginnt bei einfachen Polizisten und führt bis in höchste Regierungskreise. Ja, Padilha erzählt letztlich nichts wirklich Neues und seine Figuren, die auf der einen oder anderen moralischen Seite der Politik agieren, kommen meist nicht über den Status einer Blaupause hinweg, dies ändert jedoch nichts daran, das „Elite Squad“ über alle Maßen fesselnd geraten ist. Dieser simple wie effektive Kniff verschärft aber die Fronten und macht die öffentlichen und geheimen Machtspiele so reizvoll. Wie auch sein Vorgänger prangert der Film die Gnadenlosigkeit eines Systems. Erzählt und kommentiert wird dies alles aus den Augen von Capitão Nascimento, einem konservativen Hardliner, der in „Tropa de Elite“ noch Anführer des Sondereinsatzteams B.O.P.E war und hier nun durch populistische Verwicklungen einen hohen Posten im Sicherheitsministeriums inne hat. Nascimentos Erzählton ist recht rüde und locker, dadurch erhält der Film, der eigentlich recht belehrend aufgebaut ist, einen packenden, narrativen Stil, der die trockene sowie schwere Thematik in ein Feuerrad verwandelt, welches ohne größere Pausen am Laufen gehalten wird.


Dieser Capitão Nascimento, gespielt von Wagner Moura, ist ohnehin eine der größten Stärken des Films. Er ist eine facettenreiche Persönlichkeit, dessen familiäre Probleme auch Teil der Erzählung sind. Zum Glück versteht es Padilha diese so in die Handlung zu verweben, dass sie zum einen nicht stören und zum anderen sogar zur Weiterentwicklung des Charakters Nascimento behilflich sind, auch wenn es keine dramaturgischen Höhenflüge sind, die „Elite Squad“ seinem Publikum präsentiert. Aber warum auch? Es passt so wie es ist alles zusammen. Der Film ist so aufschlussreich wie packend und zerrt eine Kriminalität in den Fokus der Kamera, welche oftmals nur angerissen wurde, in den verschiedenen Filmen rund um die Schattenseite der Sonnenstadt Rio de  Janeiro. Dies tut er als sehr belehrender aber gleichzeitig auch sehr spannender Polit-Thriller. Regisseur Padilha ist eine Fortsetzung gelungen, die den ersten Teil hinter sich lässt. Dass eben dieser José Padilha nun das Remake von „Robocop“ inszeniert lässt hoffen.

8 von 10

Specials: souli und stu ... und die besten Filme aus der Heimat

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Nachdem stu und unser geschätzter Gast-Autor souli beim letzten Mal darüber Auskunft gaben, welche Sexszenen sie am besten fanden, geht es diesmal gesitteter zu und wie kann man die Leichtigkeit sexueller Euphorie am einfachsten abstreifen? Richtig, in dem man über den deutschen Film spricht. Hier nun also die deutschen Lieblingsfilme von souli und stu.


souli’s Nr. 5: Angst essen Seele auf – Fassbinder und der Rassismus
Das Rainer Werner Fassbinder einer der wichtigsten Bestandteile der deutschen Filmgeschichte war, ist nicht streitbar, auch wenn der bayrische Regisseur immer Geschmackssache war, sowohl als Filmemacher, wie auch als Mensch. Fassbinder hat den Finger gerne in soziale Wunden gesteckt und Missstände ohne falsche Moral aufgedeckt. Nicht umsonst hab ich hier nun auch das Melodrama "Angst essen Seele auf" mit Brigitte Mira und El Hedi Ben Salem aus dem Jahre 1974 gewählt, in dem Fassbinder sich dem schwierigen und aktuellen Thema des Rassismus angenommen hat und nicht nur an die Toleranz und Annahme appelliert, sondern auch über die Einsamkeit, die kleinbürgerliche Rassendiskriminierung und die innere Schönheit der Gemeinsamkeit erzählt, die sich in der grauen Hässlichkeit zusammenfindet und mit neuen Problemen zu kämpfen hat. Wer Fassbinder mag, sollte Angst essen Seele auf unbedingt sehen. Ein großes Stück deutsche Filmgeschichte.


stu’s Nr. 5: ANTIKÖRPER –  Die Spannungsschraube wird angezogen
In seinen besten Momenten (und davon gibt es viele)  ist dieser Thriller ein raffiniert gesponnes Netz aus filmischen Taschenspielertricks und menschlichen Abgründen. Regisseur Christian Alvart klaut zwar bei den ganz großen des Genre, sei es nun "Sieben", "Das Schweigen der Lämmer" oder "M- Eine Stadt sucht einen Mörder", verschafft seinen Film aber dennoch eine intensive Eigenständigkeit. „Antikörper“ ist kein perfekter Film, aber er erbringt den Beweis, dass deutsche Filme durchaus fähig sind ein massenkompatibles Genres zu bedienen und zu erfüllen. Alvarts Thriller ist ein pessimistischer, böser Film mit psychologischem Budenzauber und einem überaus überzeugenden Killer. Leider hat der Film ein Problem: das Ende. Das ist an Unförmigkeit kaum zu überbieten, aber mal abgesehen von den letzten vier Minuten erweist sich „Antikörper“ als gelungene Spannungsschraube die immer wieder angezogen wird. Das ist weit weg vom oftmals doch sehr elitär wirkenden, deutschen Autorenfilm und lässt sich auch nicht mit sonstigen Unterhaltungsfilmen in eine Schublade legen. Schön.


souli’s Nr. 4: Nosferatu – F.W. Murnau und der Schreckliche Blutsauger
Jaja, die Vampire waren, sind und bleiben immer ein gegenwärtiges Thema im Filmbereich, denn die Facetten des Blutsaugers verlieren allgemein nie an Reiz, nur die Umsetzung lässt nicht selten zu wünschen übrig, Stichwort Edward Cullen und Bella Swan. „Nosferatu – Die Sympathonie des Grauens“ ist jedoch nicht nur einer der besten Vampirfilme aller Zeiten, sondern auch einer der besten deutschen (Stumm-)Filme, die je gedreht wurden. Murnau, ein Meister und Visionär, setzt unzählige Grundsteine für das heutige Horror-Genre und doch blieb er in seiner Art immer unverwechselbar und genauso unantastbar. Atmosphärisch, schauspielerisch und inszenatorisch ist hier alles ganz großes Tennis. Ein Meisterwerk, genau wie Werner Herzogs Hommage „Nosferatu – Das Phantom der Nacht“ von 1979 mit Klaus Kinski.


stu’s Nr. 4: Knockin‘ on Heaven’s Door - Wenn Träume wahr werden
Ein Taxifahrer trifft Til Schweiger in einer Buchhandlung, nimmt all seinen Mut zusammen und gibt dem deutschen Superstar sein Drehbuch und prompt wird ein Film daraus gemacht. Manchmal werden Träume halt wirklich wahr, denn so lernten sich Schweiger und Regisseur Thomas Jahn kennen. Das Ergebnis dieser zufälligen Begegnung war „Knockin‘ on Heaven’s Door“ eine actionreiche Road-Movie-Komödie die im Jahre 1996 zum nationalen Kino-Hit wurde. Der Film bestach damals durch seine wunderbare Mixtur aus Klamauk, rührender Tragik, comichafter Action und wunderbaren Figuren. Moritz Bleibtreu wurde durch seine Rolle des tumben Killers Abdul über Nacht zum Star und die, die dachten der deutsche Film würde nur aus schwerer Kost oder leichtem Heitertei bestehen, wurde eines besseren belehrt. „Knockin‘…“ liegt dazwischen. Zugegeben, wirklich revolutionär war der Film nie. Regisseur Jahn kopierte stellenweise äußerst dreist von anderen Filmen, was dem Unterhaltungswert jedoch nicht im Geringsten stört. Übrigens zu einem der größten Fans des Films gehört Quentin Tarantino. Der Mann weiß halt was gut ist.


souli’s Nr. 3: Auf der anderen Seite – Ballade über Leben und Tod
Fatih Akin ist einer der letzten Hoffnungsträger im deutschen Kino, die sich nicht den Konventionen beugen und das Massenpublikum um den Finger wickeln wollen, sondern noch richtige Geschichten über Erwachsene erzählen. "Gegen die Wand" gab den beeindruckenden Startschuss, doch mit seinem Episoden-Drama "Auf der anderen Seite" übertraf sich Akin 2007 selber. Eine unheimlich reife, nachdenkliche und menschliche Reise durch verschiedene Menschen, die gegenseitig eine unscheinbare Rolle im Leben der anderen Personen spielen, ohne es zu wissen. Es wäre wohl nicht vermessen oder übertrieben zu behaupten, dass Auf der anderen Seite das letzte große Meisterwerk aus Deutschland ist und man von Fatih Akin in Zukunft noch so manche Großtat erwarten kann, die in ihrer erzählerischen Brillanz noch so manches Mal faszinieren werden.


stu’s Nr. 3: Die Brücke –  So einfach wie eindrucksvoll
Wie grausam, wie unaussprechlich der Gräuel des zweiten Weltkriegs war, dazu gibt es viele Filme. Doch nur wenige schnüren einen so die Kehle zu, wie Bernhards Wickis Meisterwerk „Die Brücke“. Ein paar Schuljungs sollen in einer Stadt eine unwichtige, kleine Brücke verteidigen und ihr Stolz, geschürt von Propaganda und einer nationalsozialistischen Erziehung, verbietet es ihnen die Brücke aufzugeben. Wicki ist ein so einfacher wie eindrucksvoller Film gelungen. Er zeigt die Unmenschlichkeit auf und führt die jungen (Kinder-)Soldaten erbarmungslos in ihren Untergang. Hier gibt es keine Helden, nur Opfer, so wie in jedem Krieg eben. „Die Brücke“ ist einer der beständigsten Beiträge aus Deutschland zum Thema Krieg und seine Simplizität und Gnadenlosigkeit geht auch heute noch durch Mark und Bein. Ach ja, als Warnung: Wer das miese Remake, welches von Pro7 produziert wurde, ansieht, ist selber schuld.


souli’s Nr. 2: Fitzcarraldo – Größer werden Filme nicht
Werner Herzog zählt, genau wie Fassbinder, zu den größten Regisseuren der deutschen Nachkriegsgeschichte. Zusammen mit seinem Lieblingsdarsteller Klaus Kinski war Herzog unschlagbar, abgesehen von der letzten Zusammenarbeit „Cobra Verde“, in der die unterschiedlichen Ansichten schon viel zu deutlich zu spüren waren. „Fitzcarraldo“ jedoch ist ein Mammutwerk, ein Film, der so voller dynamischer Intensivität und überwältigenden Naturaufnahmen spürt, dass die Sogwirkung der Inszenierung einfach unausweichlich ist. Kinski selbst ist natürlich eine Naturgewalt, die eine Präsenz besitzt, deren Ausmaß nur wenige Darsteller heute noch erreichen. Vielleicht ist „Fitzcarraldo“ die vollkommenste Zusammenarbeit von Herzog und Kinski, schlechter als die Meisterwerke „Aguirre, der der Zorn Gottes“ und „Nosferatu – Das Phantom der Nacht“ ist „Fitzcarraldo“ sicher nicht, doch ob er besser ist, kann man unschwer sagen, unmöglich um genau zu sein. Gesehen haben muss man sie dennoch, denn so etwas gibt es nur einmal.


stu’s Nr. 2: ÖDIPUSSI – Loriots Film-Debüt
Er war und das wird er wohl immer sein, der wohl beste Beobachter von menschlichen Verhalten mit all seinen Makeln und Nuancen. Vicco von Bulöw alias Loriot war, nein, ist die Sperrspitze des deutschen Humors. Seine Sketchsendung ist auch Jahrzehnte nach ihrer Erstausstrahlung immer noch ungeschlagen in ihrer Brillanz. Der erste Kinofilm von Loriot macht da keine Ausnahme. Natürlich ist auch sein zweiter und letzter Kinofilm, der wunderbare „Pappa ante portas“ ein Kandidat für diese Liste, aber „Ödipussi“ gefällt mir einfach einen Tick besser. Warum? Weil’s nun mal so ist. Loriots Film-Debüt ist ein so pointiertes, eloquentes und mit subtilem Humor angereicherter Film, dass er, ähnlich wie Loriots Sketche, auch bei der gefühlt 100. Sichtung  immer noch unterhält, zum schmunzeln und losprusten einlädt. Loriot war ein Meister seines Faches und die Werke, die er uns hinterließ beweisen dies immer aufs neue.

souli’s Nr. 1: Der Himmel über Berlin – Die unmenschliche Menschlichkeit
Wim Wenders „Der Himmel über Berlin“ ist für mich der beste deutsche Film, die ich bis jetzt gesehen habe. Ein faszinierende, poetische, philosophische und einfach nur wunderschöne Reise durch die unmenschliche Menschlichkeit, offenbart durch den Engel Damiel, der sich nichts sehnlicher wünscht, als ein ganz normaler Mensch zu sein. Wim Wenders inszeniert einen Film der Gegensätzlichkeit. Schmerz und Liebe, Farbe und graue Eintönigkeit. „Der Himmel über Berlin“ ist einer der Filme, die genau wie der Mensch selbst, immer weiter wachsen und reifen und so immer wieder versteckte Facetten offenbaren, die dem Zuschauer erst mit einer gewissen Lebenserfahrung verständlich sein können. Ohne Gefühlsduselei oder religiöse Belehrungen wird hier über tiefe Bedürfnisse und Emotionen gesprochen, die jeden berühren und ansprechen, ebenso Damiel, mit dem man sich als Betrachter immer wieder identifizieren kann. Ein Kunst- und Meisterwerk der ganz besonderen und unvergesslichen Sorte.


stu’s Nr. 1: Bang Boom Bang – „Is‘ der geil“
Okay, ihr habt es sicherlich schon bemerkt, während souli auf Autorenfilmer-Fan macht und die anspruchsvolle Fahne des deutschen Films schwenkt, mach ich eher auf Proll. Warum auch nicht, denn Proleten haben auch ihren Reiz. Ich meine damit nicht Ausfälle wie „Ballermann 6“, sondern die Gangster-Posse „Bang Boom Bang“. Peter Thorwarths erster Spielfilm ist längst Kult. Kein Wunder, denn er bietet dem geneigten Zuschauer ein Potpourri aus schrägen Typen und noch schrägeren Situationen. Der Clou ist Films besteht nicht darin eine absurde, kriminalistische Geschichte zu erzählen, sondern darin, dass er voller Originale steckt. Ralf Richter als prolliger Ganove Kalle Grabowski ist genauso in seinem Element wie der leider viel zu früh verstorbene Diether Krebs als Godfather of Unna, Werner Kampmann. „Bang Boom Bang“ ist darüber hinaus auch eine Liebeserklärung an den Ruhrpott. So schroff und herzlich wie die Region ist auch Thorwarths Films, der seit seinem Kinostart im Jahre 1999 immer noch in Bochum im Kino läuft. Das ist Liebe.



Habt ihr Vorschläge für eine neue Liste? Wenn ja, dann immer her damit.


Wir  danken souli für seine Mithilfe. Wenn ihr mehr von souli lesen wollt dann könnt ihr seine Kritiken und Meinungen zu diversen Filmen bei CinemaForever begutachten oder ihr besucht ihn mal bei Moviepilot.

Review: SHARK NIGHT - So was haben Killerfische nicht verdient

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Fakten:
Shark Night
USA. 2011. Regie: David R. Ellis. Buch: Will Hayes, Jesse Studenberg. Mit: Sara Paxton, Dustin Milligan, Chris Carmack, Donal Logue, Joshua Leonard, Kyla Pratt, Damon Lipari, Joel David Moore, Jimmy Lee Jr., David Speed, Chris Zylka, Katharine McPhee, Alyssa Diaz, Christine Quinn, Sinqua Walls, Tyler Bryan, Kelly Sry u.a. Länge: 87 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren freigegeben.


Story:
Pause von der Uni, auf nach Louisiana. Dort hin, genauer gesagt zum Strandhaus ihrer Familie, lädt Studentin Sara ihre College-Freunde ein, um sich ein Wochenende lang vom Stress zu erholen. Eine kleine Insel, mitten in einem Salzwassersee, wird zur Partyzone erklärt, doch die große Sause wird brutal gestört, als einer von Saras Gästen beim Wasser-Ski von einem Hai angegriffen und schwer verletzt wird. Aus dem relaxten Wochenend-Trip wird ein Kampf ums Überleben, den es lauern noch andere Gefahren vor Ort als Haie, z.B. ihre Besitzer.




Meinung:

Haie sind schon arme Tiere. Nach dem massiven Erfolg von Spielbergs „Der weiße Hai“ wurden sie zu reinen Killerbestien deklassiert, die mittlerweile in genau so vielen „Jaws“-Sequels und –Kopien auf Menschenjagd gingen, wie es nun Dokumentationen und Reportagen gibt, die dieses Bild der Raubfische wieder versuchen ad acta zu legen. Trotz allem bewahrheitet sich auch bei den Haien die alte Lebensweisheit: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.
Der Sheriff kann vielleicht die Kids retten, aber nicht den Film
Na ja, dass in „Shark Night“ gefräßige Haie Jagd auf spaßhungrigen College Kids machen, liegt mehr am kargen Ideenreichtum einiger Autoren und weniger an den Tieren. Selbst wenn das hier kein Film wäre, so hätten die Fische mit dem ikonischen Rückenflossen doch gewiss alle Sympathie auf ihrer Seite, denn die Kids sind solch eine einfach gestrickte Ansammlungen von Klischees, zusammengehalten von Hot Pants, Tank Tops und Bikinis, dass ihre Reduktion einer Wohltat gleichkommt. Doch obwohl menschliche Subtraktion im Fokus des Films steht, macht er keine wahre Freude, denn „Shark Night“ ist nicht mehr als ein Desaster. Hier funktioniert wirklich gar nicht. Als Horrorfilm ist die fünfte Regiearbeit von David R. Ellis („Final Destination 2“) absolut unbrauchbar. Zu passiv geschieht alles, wenn überhaupt einmal etwas passiert, die Bedrohung durch die Haie wird weder vernünftig aufgebaut noch wirklich gelungen dargeboten und wer sich erhofft hatte, das „Shark Night“, der in 3D in den Kinos lief, ein paar blutige Extras zu bieten hat, vielleicht ähnlich gelagert wie das 3D-Remake von „My Bloody Valentine“, wird enttäuscht, denn hier speisen die Haie schnell und vor allem sauber.
Da hintern ist ein Hai, äh hinten
„Shark Night“ kann sich Hoffnungen auf die Auszeichnung des schlechtesten Films 2012 machen, denn er macht wirklich alles verkehrt. Es ist alles so plump und dürftig (vor allem die Haie aus den Computern), dass es eigentlich Spaß machen sollte, ähnlich wie z.B. „Piranha 3D“ von Alexndre Aja. Der war sicherlich auch kein Meilenstein, verstand es aber sich in seiner eigenen Primitivität mit großer Freude zu suhlen und macht dadurch Spaß. „Shark Night“ hingegen versucht alles um groß, böse und ernst zu wirken und vermischt neben Tier-Horror noch etwas unbarmherzige Redneck-Sippschaft mit ein, damit der ganze Stuss noch etwas bescheuerter und planloser wirkt. Würde Regisseur Ellis nicht so penetrant versuchen den Zuschauer mit Nichtigkeiten zu gruseln (wieso sollte es mir Nahe gehen und mich in den Sessel drücken, wenn eine Gruppe von unsympathischen Nervensägen von großen Fischen dezimiert wird?) und hätte die Prämisse des Films mehr auf trashigen Spaß verlagert, „Shark Night“ wäre bestimmt immer noch so etwas wie ein Film, den kein Mensch braucht, aber er hätte eventuell ja hier und da etwas Kurzweil mit an Bord gehabt.
Und hier die Bewertung des Films in Kurzform
Tiere mit schlechtem Ruf mussten schon immer für Schauergeschichten herhalten. David R. Ellis ist mit seiner „Shark Night“ aber etwas seltenes gelungen, denn nicht nur, dass die Haie hier die heimlichen Good Guys sind, schließlich erlösen sie einen von den nervenden Hohlbirnen in Bikini und Bermuda-Shorts, sondern  die großen Fische mit dem messerscharfen Zähne wecken auch Mitleid, denn schon seit Ewigkeiten wurden sie nicht mehr so unter Wert verkauft. Die Trash-Profis von Asylum, die durch Billigwerke und  kostengünstige Kopien großer Blockbuster zu zweifelhafter Popularität erlangt sind, versehen Haie wenigstens noch mit einer Art von Besonderheit. Mal haben sie zwei Köpfe, mal schwimmen sie durch Sand, ein anderes Mal sind sie so groß, dass sie eine Boeing 747 fressen. Klar, das ist alles so absonderlich wie bescheuert, verfügt aber über wesentlich mehr Unterhaltungswert als „Shark Night“ und ist darüber hinaus auch strikt und von tiefsten Herzen aus  schlecht.


„Shark Night“ ist zu großen Teilen eine filmische Katastrophe, weil er versucht die eigene Debilität zu verbergen. Das ist so unsinnig, dass der Film vielleicht sogar noch mieser und langweiliger ist als die großen Hai-Filme des legendären Trash-Labels Asylum. Muss man auch erst einmal hinbekommen.

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